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Veröffentlicht am
18.05.2019 21:05:43

Jürgen Kißner mit 76 Jahren gestorben

Jürgen Kißner ist gestorben. Foto: Renate Franz
Jürgen Kißner ist gestorben. Foto: Renate Franz

Köln (rad-net) - Mit Jürgen Kißner ist heute morgen ein Urgestein des deutschen Radsports nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 76 Jahren gestorben.

Kißner wurde am 18. Augus 1942 im brandenburgischen Luckau geboren. Schon früh startete er seine erfolgreiche Karriere. 1956 gewann er alleine 50 Jugendrennen auf Bahn und Straße für die Polizeisportgemeinschaft Dynamo Cottbus. Seinen ersten Meistertitel in der DDR holte er sich 1960 in der Einerverfolgung. Es folgten zwei weitere Meistertitel mit dem Bahnvierer.

Erstmals wurde Kißner als gerade einmal 18-Jähriger 1960 für die Olympischen Spiele in Rom nominiert - als Ersatzmann für den DDR-Bahnvierer, kam aber nicht zum Einsatz. Bei einen damals üblichen Auswahlrennen zur Bildung einer gesamtdeutschen Mannschaft für die Olympischen Spiele in Tokio 1964 setzte er sich von der DDR-Delegation ab und blieb in der Bundesrepublik.

Der Radsportverband der DDR forderte von der UCI eine vierjährige Sperre, um zu verhindern, dass der inzwischen in Köln ansässige Brandenburger bei den nächsten Olympischen Spielen für die Bundesrepublik antreten konnte. Die UCI kam dieser Forderung jedoch nicht nach und er durfte für West-Deutschland in Mexiko teilnehmen. Hier kam es zum Eklat, als ein Jurymitglied aus der DDR einen Ablösefehler im Bahnvierer meldete und die bundesdeutsche Auswahl daraufhin disqualifiziert wurde. Ein Jahr später erhielt der Vierer mit Karl-Heinz Henrichs, Udo Hempel, Karl Link und Jürgen Kißner nachträglich die Silbermedaille zugesprochen.

Nach seiner Karriere und Studium an der Sporthochschule Köln arbeite Kißner als Landestrainer im Radsportverband Nordrhein-Westfalen und bereitete Udo Hempel und Günter Schumacher für die Olympischen Spiele 1972 in München vor. Bis 2007 war er Lehrer für Sport und Biologie an der Gesamtschule in Köln-Rodenkirchen und begründete dort eine Ruder- sowie eine Radsport-AG. Zeitgleich rief er in Köln einen «Freundeskreis Radsport» an der Deutschen Sporthochschule ins Leben. Aus diesem Engagement entstand schließlich das Fach Radsport, dessen erster Dozent Jürgen Kißner wurde.

Bis vor wenigen Tagen war Jürgen Kißner noch auf der Albert-Richter-Bahn in Köln-Müngersdorf aktiv. Seine immense Erfahrung hat der Radsporttrainer gerne weitergegeben. Gerade der ganz junge Radsportnachwuchs lag im besonders am Herzen.