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Das Regenbogentrikot steht ihr gut: Lisa Brennauer jubelt am Dienstag über Gold im Zeitfahren. Foto: Archiv/Brakethroughmedia.com
28.09.2014 17:42
BDR reist mit drei Weltmeistern nach Hause

Ponferrada (rad-net) - Die Titelkämpfe von Ponferrada waren eine der erfolgreichsten in der Geschichte des Bund Deutscher Radfahrer (BDR). Drei Gold- und zwei Silbermedaillen in zehn Einzelwettbewerben sind ein Ergebnis, mit dem vorher niemand gerechnet hätte.

«Wir sind stolz auf unsere Medaillengewinner und das, was unser Sportfördersystem entwickeln kann», zog BDR-Sportdirektor Patrick Moster ein erstes Fazit. Doch er warnte auch vor zu viel Euphorie: «Man sollte nicht vergessen, dass gerade in den Disziplinen mit Massenstart zwischen Medaillen und Top-Ten-Platzierungen gerade einmal drei, vier Meter liegen und man statt auf einem Podestplatz nur auf Rang vier landen kann.»

In den Zeitfahr-Wettbewerben ist der BDR seit Einführung dieser Titelkämpfe äußerst erfolgreich, gewann in den letzten 15 Jahren in den unterschiedlichen Rennkategorien 18 WM-Titel, zehn davon allein in den Eliteklassen der Männer und Frauen. In Ponferrada war Lisa Brennauer die schnellste Frau und gewann ihr erstes Einzelgold, bei den Männern schaffte Tony Martin es zwar nicht, zum vierten Mal in Folge ins Regenbogentrikot zu schlüpfen, aber er belegte hinter Bradley Wiggins aus Großbritannien, Tour-Gewinner und Olympiasieger 2012, den zweiten Platz und holte die Silbermedaille. Das zweite Gold im Zeitfahren holte Juniorenfahrer Lennard Kämna vom RSC Cottbus, der 46 Sekunden schneller war als die Konkurrenz. Europameisterin Mieke Kröger verpasste als Vierte nur knapp das Podium und nannte diesen Erfolg «wertvoller als meinen EM-Titel.»

Überaus erfolgreich verliefen in diesem Jahr auch die Straßenwettbewerbe: Der Hannoveraner Jonas Bokeloh wurde nach einer starken Vorstellung der Nationalmannschaft neuer Weltmeister der Junioren. Es war der erste Titel eines Juniorenfahrers seit 1996, als Holger Löw in Novo Mesto siegte. Und Lisa Brennauer, perfekt unterstützt von ihren Mannschaftskameradinnen, gewann Silber im Straßenrennen der Frauen, holte ihre dritte Medaille, nachdem sie bereits zum Auftakt der Titelkämpfe Weltmeisterin im Mannschaftszeitfahren mit ihrem Firmenteam Specialized-Lululmon wurde. «Es kommt selten vor, dass uns eine Strecke so entgegen kommt, wie in diesem Jahr», sucht Moster Gründe für den Erfolg der Straßenfahrer. «Der Kurs war nicht extrem schwer, die Steigungen moderat. Auf sehr selektiven Strecken haben wir mehr Probleme.»

Damit spricht Moster eine Frage an, die bei diesen Titelkämpfen häufig Gesprächsthema war. Wann gibt es in Deutschland wieder einen Fahrer, der bei großen Rundfahrten in die Top-Ten fahren kann? Solche Ausnahme-Athleten ließen sich eben nicht so einfach «produzieren».

Die Erfolge in Ponferrada sind ein eindeutiger Beweis für das gut funktionierende Sportfördersystem in Deutschland. Es beginnt in den Jugendklassen mit entsprechenden Sichtungsrennen und Talentförderung, die dann in den Vereinen und Landesverbänden von oft ehrenamtlich tätigen Trainern weiter vorangetrieben wird bis hin zur Betreuung und Förderung an den Olympiastützpunkten und in der Nationalmannschaft. «Die Erfolge von Ponferrada zeigen, dass unser System erfolgreich ist, wenn wir es richtig nutzen und optimal aufeinander abstimmen», sagte Moster in Spanien.

Die Weltmeisterschaften endeten am Sonntag mit der Entscheidung im Einer-Straßenrennen der Profis, bei denen der BDR keine weitere Medaille gewinnen konnte. Bester deutscher Teilnehmer war John Degenkolb, der ein starkes Rennen fuhr und auf Rang neun ins Ziel kam. Neuer Weltmeister ist der Pole Michael Kwiatkowski, der fünf Kilometer vor dem Ziel davonfuhr und im Alleingang siegte.

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