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John Degenkolb mit seinem neuen Teamkollegen Giacomo Nizzolo. Foto: instagram.com/johndegenkolb
11.12.2016 15:15
Degenkolb: Mit Aberglauben und neuer Motivation in die Saison 2017

Calpe (rad-net) - Trek-Segafredo-Neuzugang John Degenkolb steht vor einem Neuanfang. Nach seinem schweren Trainingssturz im Januar dieses Jahres, der seine halbe Saison vom Kalender strich, will der Klassiker-Spezialist vor allem im Frühling wieder mitmischen. Im Interview mit Cyclingnews sprach Degenkolb über seine Ziele und Motivationen.

«Als Fahrer motivieren mich natürlich Siege. Deswegen mache ich das alles und opfere so viel. Deswegen gehe ich jeden Tag aufs Rad und versuche, besser zu werden. Persönlich ist meine Familie für mich das Wichtigste. Egal, was passiert, ich weiß, dass sie immer für mich da sind – auch wenn ich kaum zuhause bin», so der Paris-Roubaix-Sieger von 2015. «Diese Saison war sicherlich eine der härtesten meines Lebens, doch auf der anderen Seite war es auch eine der wichtigsten Saisons überhaupt. Ich habe es am Ende als Lernprozess gesehen, für mich als Fahrer und als Persönlichkeit. Wenn man auf eine Saison zurückblickt, muss man immer das Positive darin sehen, auch wenn das schwerfällt», ergänzte der 27-Jährige.

«Mentale Stärke meint auch, mit dem Druck umgehen zu können. Am Ende gibt es immer Druck, wenn du ein guter Fahrer bist, doch für mich ist das mitunter auch wichtig, um eine gute Performance abliefern zu können. Wenn der Druck nicht da ist, habe ich auch nicht das Gefühl, dass es um etwas geht. Ich versuche, ihn in positive Energie umzuwandeln und kon-zentriere mich auf mein Rennen. Ich lasse mich von den äußeren Umständen nicht beeinflussen. In diesem Bereich versuche ich, mich jedes Jahr zu verbessern», so Degenkolb weiter.

Prägend sei hierbei die erste Tour de France gewesen, die er im Jahr 2013 bestritt. Bis heute wartet Degenkolb auf seinen ersten Etappensieg bei der Tour. «Ich weiß noch, als ich zum ersten Mal die Tour gefahren bin – da lastete eine Menge Druck auf meinen Schultern. Es fühlte sich komisch an, damit umzugehen, denn ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, was ich machen sollte. Nun habe ich von Jahr zu Jahr an Erfahrung gewonnen und habe mir die Routinen angeeignet, die ich in so einem Rennen brauche.»

Angst habe Degenkolb nach seinem Sturz nicht, obwohl er abergläubisch sei. «Ich würde nicht sagen, dass ich ein komplett angstfreier Mensch bin, aber da ist nichts, was ich hervorheben könnte. Da sind einige Dinge im meinen Kopf, die ich zwar nicht beweisen kann, aber trotzdem da sind. Zum Beispiel würde ich niemals jemandem am Esstisch das Salz in die Hand reichen – ich würde es immer über den Tisch schieben. Das ist so ein kleiner Tick, aber ich habe das schon immer so gemacht. Eine andere Sache ist, dass ich mir immer zuerst den rechten Schuh anziehe. Es sind kleine Dinge, aber Teile meiner Routine.»

Neben den Frühjahrsklassikern ist die WM für «Dege» auch ein großes Ziel. «Die Weltmeisterschaft zu gewinnen, wäre etwas spezielles und ein unglaublicher Moment in meiner Karriere. Ich kann mit meinem Karriereverlauf gut zufrieden sein, doch wenn ich noch mehr Möglichkeiten hätte, Monumente oder Tour-Etappen zu gewinnen, dann wäre das mehr als genug.»

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