Der 19,4 Kilometer lange Stadtkurs ist anspruchsvoll, aber topographisch nicht allzu schwer, so dass auch die Sprinter eine Chance haben und davon gibt es im deutschen Radsport eine Reihe von Top-Fahrern. Da ist zum einen André Greipel (Lotto-Soudal) zu nennen, der bereits dreimal das Trikot mit dem schwarz-rot-goldenen Brustring gewinnen konnte. Sein Erfurter Rivale Marcel Kittel (Quick-Step Floors), der mit Greipel eine Woche später in der Tour auf Etappenjagd gehen wird, sinnt auf Revanche, nachdem er im letzten Jahr ausgerechnet in seiner Heimatstadt Erfurt eine schmerzliche Niederlage hinnehmen musste. Kittel feierte vergangenen Sonntag in der Ster ZLM-Tour seinen neunten Saisonerfolg und ist in Top-Form. Beide haben nur einen Helfer aus ihren Firmenmannschaften am Start: Greipel seinen Freund und Lotto-Soudal-Teamgefährten Marcel Sieberg, Kittel seinen Quick-Step-Kollegen Maximilian Schachmann, der auch als Medaillenkandidat im Zeitfahren gilt.

John Degenkolb (Trek-Segafredo) hat keinen Teamkollegen am Start, doch der 28-Jährige ist routiniert genug, sich gegen die Konkurrenz durchsetzen zu können. Die Strecke liegt ihm und der Wunsch nach dem ersten DM-Titel in der Eliteklasse ist groß.

Das Schweizer Team Katusha schickt mit Rick Zabel einen aussichtsreichen Medaillenkandidaten ins Rennen. Der endschnelle Westfale hat in dieser Saison mehrfach bewiesen, dass er bereit ist für große Siege. Ebenfalls am Start: Marco Mathis und Nils Politt, die auch im Zeitfahren auf Medaillenkurs gehen werden.

Heiß auf den nationalen Titel sind auch die Fahrer der beiden deutschen Teams Sunweb und Bora-hansgrohe. Bora stellte vor zwei Jahren mit Emanuel Buchmann den Überraschungssieger. Diesmal schicken sie gleich acht Fahrer ins Rennen und dürften das Rennen taktisch bestimmen. Im Finale sind mit Pascal Ackermann und Rüdiger Selig zwei schnelle Männer dabei. Im vergangenen Jahr verpasste der damalige U23-Meister bei der Elite-DM als Vierter nur knapp eine Medaille. Auch mit Andreas Schillinger oder Michael Schwarzmann ist zu rechnen. Marcus Burghardt, Silvio Herklotz und Christoph Pfingsten sowie wohl auch Emanuel Buchmann werden als Helfer wertvolle Arbeit verrichten.

Im Team Sunweb blickt alles auf Phil Bauhaus, der mit seinem Etappensieg in der Dauphiné von seiner guten Form überzeugte, sowie Max Walscheid, der bei der stark besetzten Ster ZLM Toer als Zweiter einen Tagessieg denkbar knapp verpasste. Jungprofi Lennard Kämna, Simon Geschke und Johannes Fröhlinger und insbesondere auch der schnelle Nikias Arndt werden das Rennen mitbestimmen.

Den 19,4 Kilometer langen Stadtkurs müssen die Männer (Start: Sonntag, 11 Uhr) elf Mal umrunden und legen damit 213,4 Kilometer zurück.

Die Frauen, die bereits am Samstag (Start 15 Uhr) ihre neue Meisterin ermitteln, haben sechs Runden und damit 116,4 Kilometer zu absolvieren. Titelverteidigerin ist Mieke Kröger vom deutschen Team Canyon-Sram. Sie gehört neben der früheren Zeitfahr-Weltmeisterin Lisa Brennauer und Trixi Worrack (auch beide Canyon-Sram) sowie Charlotte Becker (Hitec Products) zu den Favoritinnen. Auch Lisa Klein (Cervélo-Bigla), die sich in den letzten Wochen sehr stark präsentierte, und Bundesliga-Doppelsiegerin Claudia Lichtenberg (Wiggle-High5) werden zu beachten sein.

Im Zeitfahren muss noch mit Stephanie Pohl (Cervélo-Bigla) gerechnet werden, die im Vorjahr in die Medaillenränge fuhr. Im Kampf gegen die Uhr, in diesem Jahr 31,7 Kilometer lang, ist Trixi Worrack Titelverteidigerin. Die gleiche Distanz legen auch die U23 zurück, die bereits ab 14 Uhr am Freitag auf die Strecke gehen.

Ab 17 Uhr beginnt am Freitag der Meisterschaftskampf der Männer. Haushoher Favorit ist der vierfache Weltmeister Tony Martin, der eine Woche vor dem Tour-Start in Düsseldorf, wo er beim Auftaktzeitfahren ins Gelbe Trikot schlüpfen will, in Bestform am Start stehen wird. Seine Teamkollegen Nils Politt und U23-Weltmeister Marco Mathis, Maximilian Schachmann, der U23-Europameister Lennard Kämna und der für den spanischen Rennstall Movistar fahrende Jasha Sütterlin sind seine schärfsten Gegner.