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Claudia Lichtenberg träumt von einer Olympiamedaille. Foto: BDR
26.07.2016 11:52
Go for Rio: Claudia Lichtenberg - «Ich habe an mich eine große Erwartungshaltung»

Frankfurt (rad-net) - Sie liebt lange Berge und schwere Rundfahrten, und wenn es in ein Sprintfinale geht, zieht sie sich lieber zurück. «Ich hasse diese Ellenbogenfinals», sagt Claudia Lichtenberg, «aber zum Glück bin ich da ja nicht oft dabei», lacht die Münchnerin. Der Kurs von Rio kommt ihr also entgegen, und der ersehnte Olympiastart ist nun nicht mehr weit.

Vor vier Jahren gehörte sie zum erweiterten Kader, musste aber zu Hause bleiben, weil der Verband eher auf endschnelle Fahrerinnen setzte. Das gab Tränen. Die Enttäuschung war groß. «Das hat mir lange nachgehangen», sagt die 30-Jährige, die im letzten Jahr alle Prüfungen ihres Maschinenbaustudiums mit Fachrichtung Medizintechnik erfolgreich absolvierte. Nun schreibt sie noch an ihrer Bachelorarbeit. Aber die muss warten bis nach den Spielen. «Es war mir immer sehr wichtig, neben dem Radsport noch eine andere berufliche Option zu haben. Dies gibt mir ein beruhigendes Gefühl von Sicherheit und in einem meiner 'zwei Berufe' läuft es eigentlich immer gut», sagt Lichtenberg, die im letzten Jahr bei einem Sturz ein Schädel-Hirn-Trauma erlitt und lange pausieren musste.

In dieser Saison aber kann sie sich voll auf die Olympischen Spiele in Rio konzentrieren. Seit 15 Jahren gehört Claudia Lichtenberg zum Nationalkader, auf sie war bei internationalen Einsätzen immer Verlass. Die meiste Zeit der Vorbereitung aber verbringt sie wie alle in ihrem Team. Das heißt in diesem Jahr Lotto-Soudal Ladies, und dort fühlt sich die Münchnerin sehr wohl. «Es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre untereinander», sagt sie.

Claudia Lichtenberg hat in ihrer Karriere viele große Siege gefeiert. Neben dem Giro hat sie auch die Route de France, die Toskana-Rundfahrt, den Giro del Trentino und die Tour de l'Aude gewonnen, war Deutsche Meisterin auf der Straße und am Berg und feierte zahlreiche Etappensiege. Was jetzt noch fehlt, ist eine Olympische Medaille.

«Ich habe mir im letzten Jahr zusammen mit Trixi Worrack und Lisa Brennauer die Strecke angesehen. Das, was man zuvor schon im Internet erahnte, hat sich vor Ort bestätigt. Sie ist super schwer. Der letzte Berg ist 13 Prozent steil und 8,5 Kilometer lang. Das wird hart», ist Lichtenberg sicher. Aber sie weiß auch, dass sie mit der Weltspitze mithalten kann. «Ich habe mich total auf Rio fokussiert und weiß, dass ich dabei sein kann, wenn die Entscheidung fällt», ist sie optimistisch.

Als wichtige Standortbestimmung wählte sie im Juli den Giro d'Italia der Frauen, jene Rundfahrt, die sie so liebt und die sie 2009 gewinnen konnte. Nach den Plätzen drei (2013) und vier (2010) wurde es diesmal wieder Rang vier hinter Megan Guarnier, Evelyn Stevens und Anna van der Breggen, aber vor Mara Abbott, der sie in Rio am meisten zutraut. Aber auch Elizabeth Armitstead, die Weltmeisterin von Richmond, hat Claudia Lichtenberg auf ihrer Rechnung.

Ihr großes Ziel ist eine Medaille. «Ich habe an mich eine große Erwartungshaltung. Man muss sich große Ziele setzen, um etwas zu erreichen», sagt sie und weiß, dass eine Podiumsplatzierung machbar ist. Und wenn das klappt, dann wird sie sich nach ihrer Rückkehr aus Brasilien mit einem Sauerbraten und zum Nachtisch einem Apfelstrudel verwöhnen.

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