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Hanka Kupfernagel will unbedingt nach London. Foto: Franck Robichon
12.06.2012 12:37
Hanka Kupfernagel träumt von Olympia - Verband skeptisch

Berlin (dpa) - Hanka Kupfernagel will unbedingt nach London. Aber noch einmal Olympia könnte leicht zum unerfüllten Wunschtraum werden. Eifersüchteleien unter den Fahrerinnen haben wohl kein Verfallsdatum und eine grundsätzliche Skepsis des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) ist nicht zu leugnen.

Dabei gibt es genug Argumente - Version Kupfernagel - für eine Nominierung. «Ich bin mindestens so stark wie 2007, habe eine Form wie seit Jahren nicht mehr und meine Teamfähigkeit schon oft unter Beweis gestellt», betreibt die Zeitfahr-Weltmeisterin von 2007 und vierfache Titelträgerin im Cross Eigenwerbung.

BDR-Sportdirektor Patrick Moster hält dagegen: «Sie ist nicht absolute Weltspitze und wohl nicht in der Verfassung von 2007, aber unsere Nominierung wird am 22. Juni vorgenommen und es steht noch nichts fest.» Der Termin birgt besonderen Sprengstoff. Unmittelbar nach den Deutschen Meisterschaften im Zeitfahren in Grimma/Sachsen an diesem Tag - kein offizielles Nominierungs-Kriterium für London - schlägt der Verband seine vier Olympia-Starterinnen vor. Aus der Gruppe der Vier kommen auch die beiden Zeitfahrerinnen.

Gesetzt und außerhalb jeder Diskussion ist die amtierende Zeitfahr-Weltmeisterin Judith Arndt (Leipzig), die auch im Straßenrennen in London gern ihre bewährte Streitmacht um Ina Yoko-Teutenberg und Co. um sich hätte. Sie gilt eher nicht - wie wohl auch die Funktionäre - als Kupfernagel-Fan. «Am besten, ich kann Judith bei der Deutschen schlagen oder kurz hinter ihr landen», meinte Kupfernagel, die zuletzt im Höhentrainingslager der Sierra Nevada in Spanien auch speziell Zeitfahren trainierte.

«Elf Personen im Verbandspräsidium nehmen die Nominierung vor. Ich wüsste gern, wer das im Speziellen ist», sagte Kupfernagel der Nachrichtenagentur dpa. «Die Leistungen bei den Meisterschaften spielen sicher eine Rolle. Aber wir müssen für London auch die taktische Ausrichtung auf das Straßenrennen im Auge haben», meinte Moster. Sollte Kupfernagel die Weltmeisterin Arndt in Grimma schlagen, würde der BDR womöglich umschwenken.

Die 38-Jährige, die ihr Geburtsjahr auf der eigenen Homepage geflissentlich verschweigt («19.03.»), scheint nicht die besten Karten zu haben. Auch von Ronny Lauke erwartet Hanka Kupfernagel nicht unbedingt hundertprozentige Unterstützung. Lauke, der die Frauen-Nationalmannschaft des BDR in London für den erkrankten Bundestrainer Liese betreut, ist beim Frauen-Profi-Team Specialized-Lululemon sportlicher Leiter und verantwortlich für Teutenberg (Platz 4 der Weltrangliste), Trixi Worrack (14.) und Charlotte Becker (43.).

Kupfernagel, bei Weltcup-Starts «immer zweitbeste Deutsche», zuletzt im Prolog der Luxemburg-Rundfahrt nur von Arndt geschlagen und in der Weltrangliste im Moment viertbeste deutsche Fahrerin, hat sich aber für alle Fälle schon ein Trostpflaster bereit gelegt. «Wenn es mit London nicht klappt, fahre ich eben die Thüringen-Rundfahrt und konzentriere mich auf die WM im September», sagte die in Staufen lebende Silbermedaillen-Gewinnerin von Sydney, die auch als Modell für extravagante Mode - eine Bildstrecke auf ihrer Homepage beweist das - eine gute Figur macht.

Nach ihrer Karriere will die Fahrerin aus dem Rus-Velo-Team ein Buch veröffentlichen. Die gebürtige Thüringerin hat bereits begonnen, zu schreiben. Mindestens ein Kapitel wird dann auch von den kleinen und großen Nicklichkeiten der Fahrerinnen untereinander handeln.


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