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Lance Armstrong nimmt analog zur Tour an einem Charity-Rennen teil. Foto: Gero Breloer
15.07.2015 11:32
«Killer» Froome auf Sieg gepolt - Armstrong stichelt

Pau (dpa) - Die außergewöhnliche Pyrenäen-Gala von Christopher Froome hat die Konkurrenz in Schockstarre versetzt - und den üblichen Verdacht geschürt.

Ausgerechnet der als Hochleistungsdoper aufgeflogene Lance Armstrong, der in Muret zu einer Wohltätigkeits-Fahrt auf Tour-Terrain aufbricht, meldete sich als unqualifizierter Kritiker zu Wort. In den Medien mischte sich Bewunderung mit einem gewissen Unterton. «Frappierend» titelte am Mittwoch das Tour-Zentralorgan «L'Équipe». In Spanien schrieb «El Mundo» von einem «Massaker», das Froome, bei «Tuttosport» in Italien «der Killer», angerichtet hat.

Der auf Lebenszeit gesperrte Armstrong stellte via Twitter das Sky-Team und ihren Kapitän Froome unter Generalverdacht: «Froome/Porte/Sky sind sehr stark. Zu stark, um sauber zu sein? Fragt mich nicht», hieß es zuerst. Wenig später ruderte er zurück: «Ich habe keine Indizien. Ich beschuldige keinen, das Gegenteil ist der Fall. Ich bin daran nicht interessiert und habe auch nicht die Glaubwürdigkeit dafür.»

Armstrong nimmt auf Einladung des früheren Profifußballers Geoff Thomas an dessen Charity-Rennen teil. Der Brite hatte wie Armstrong den Krebs besiegt und sammelt Geld für seine Stiftung. Zusammen mit Amateurradsportlern fahren sie einen Tag früher als das Feld der Tour de France die Etappen in Frankreich ab. Ziel ist eine Million Pfund einzusammeln, bislang sind schon über 600 000 Pfund zusammengekommen.

Froome musste sich unmittelbar nach seinem bemerkenswerten Sieg in La Pierre-Saint-Martin rechtfertigen, er verwies auf seine Zusammenarbeit mit dem CIRC-Aufklärungs-Gremium des Weltverbandes UCI und die Kooperation mit dem IOC. «Was soll ich noch mehr machen, um mich als Vorbild für einen sauberen Sport einzusetzen?», fragte Froome, der sich für nächtliche Doping-Kontrollen ausspricht. Im Vorjahr hatte er die Abwesenheit von Doping-Fahndern auf Teneriffa monierte, wo gleichzeitig alle Tour-Favoriten, inklusive Froome, trainiert hatten.

Doping ist vielleicht die leichteste Erklärung für die außerordentliche Dominanz des 30 Jahre alten Briten, der eigentlich nur aus Haut und Knochen zu bestehen scheint. Es gibt aber auch andere Begründungen dafür, warum Froome schon zwölf Tage vor dem Tour-Finale in Paris seinem zweiten Gesamtsieg nach 2013 ganz nahe ist.

Seine physischen Voraussetzungen sind optimal: Der Mann im Gelben Trikot wiegt nur rund 69 Kilogramm bei 1,86 Meter Körpergröße, sein Herz pumpt bei Hochleistung mit einer Maximalfrequenz von 168 Schlägen pro Minute. Er hat ein Lungenvolumen von acht Litern, normal wären bei seinen körperlichen Voraussetzungen sechs. Trotz der geringen Muskelmasse reicht seine Kraft, um auch im Zeitfahren zu den Besten zu gehören. Dazu kann er auf das stärkste Team der Tour bauen. Sein persönlicher Bodyguard ist der Australier Richie Porte, der das Sky 2016 allerdings verlassen wird, um in einer anderen Formation eigenen Interessen als Teamkapitän nachgehen zu können.

Außerdem hat Froome dazugelernt. Er wirkt im Vergleich zum Vorjahr, als er sich fast den Ruf eines Bruchpiloten erarbeitet hatte und ausscheiden musste, mental stärker. «Er ist souveräner und kompletter als früher - er ist ein sehr intelligenter Kapitän», lobte ihn sein Chef Sir Dave Brailsford.

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