Offizielle Webseite des Bund Deutscher Radfahrer e.V.
Sabine Spitz ist derzeit auf Suche nach Sponsoren und hat Olympia 2016 im Blick. Foto: Marius Maasewerd
11.01.2015 09:04
MTB: Sabine Spitz fehlen die Sponsoren für die kommende Saison

Murg-Niederhof (rad-net) - Die dreifache Olympia-Medaillengewinnerin Sabine Spitz hat vor knapp drei Monaten die Fortsetzung ihrer Karriere für weitere zwei Jahre angekündigt. Bisher konnten sie und ihr Mann Ralf Schäuble allerdings noch nicht ausreichend Sponsoren-Gelder akquirieren. Die Saison 2015 ist noch nicht gesichert.

Das bisherige eigene Sabine Spitz-Team, das als Central-Ghost 2008 ins Leben gerufen wurde und später zum Central-Haibike und dann zum Sabine Spitz-Haibike Team mutierte, das wird es so erst mal nicht mehr geben. Bike-Produzent Haibike hat den Vertrag mit der Sabine Spitz GbR nicht mehr verlängert und sich stattdessen mit Ötztal-Tourismus zusammen getan.

Für das Haibike-Ötztal-Team tritt künftig Kathrin Stirnemann in die Pedale; ihre bisherige Teamkollegin Adelheid Morath im Spitz-Team fährt jetzt für die französische Formation BH Sr Suntour-KMC.

Anfang September breitete Team-Manager Ralf Schäuble die möglichen Optionen von Fortschreibung der bisherigen Profi-Team-Geschichte über ein Team mit Nachwuchskräften um Sabine Spitz herum bis zum Solo-Projekt oder auch ein Team ohne eine aktive Sabine Spitz aus. Im Oktober entschloss sich die Marathon-Vizeweltmeisterin dann zur Fortsetzung ihrer Karriere um weitere zwei Jahre und verkündete das via Pressemitteilung. Es gab es zwar noch keine konkreten Vertragsanbahnungen, doch Schäuble war zuversichtlich. «Ich kenne das eigentlich nicht anders. Wenn es Ende November wäre, würde mich das schon eher beunruhigen», erklärte er damals.

Jetzt ist Anfang Januar und aus Murg-Niederhof gibt es nach wie vor nichts Konkretes zu vermelden. «Die Situation ist unverändert», bekennt Ralf Schäuble. Er habe längst noch nicht aufgegeben, aber einfacher werde die Aufgabe natürlich nicht. «Ich weigere mich aber bisher, mich mit Plan B zu beschäftigen», wehrt er ab.

Schon zu viele Marken schon gefahren?
Schäuble hat langjährige Erfahrung in Gesprächen mit Sponsoren und Vermarktung, vor allem seiner Gattin. Warum es diesmal nicht funktioniert? Er zählt mehrere Faktoren auf, die seine Arbeit erschweren. «Viele Budgets in der Bike-Branche werden in Richtung Enduro verschoben. Auch Haibike hat uns gesagt, man werde den Schwerpunkt Richtung Enduro und E-Bike verlagern. Dass sie mit Ötztal im Cross-Country was machen, hat mich überrascht», nennt er einen Aspekt.

«Manche Bike-Firmen sagen, Sabine würde man schon mit anderen Marken in Verbindung bringen.» So, dass sie keine glaubwürdige Botschafterin für das eigene Bike mehr sein könne, das sei ein zweiter Punkt. Unter anderem Merida, Specialized, Fusion, Ghost und Haibike waren in der Vergangenheit Partner.

«Und das Alter wird angeführt», nennt Schäuble noch einen dritten Aspekt. Sabine Spitz ist am 27. Dezember 42 Jahre alt geworden. Auch wenn sie noch zwei Jahre auf Spitzen-Niveau fahren kann, das ist manchen Sponsoren vielleicht eine zu kurzfristige Perspektive.

Das alles sind zumindest die Gründe, die Schäuble bei ablehnenden Bescheiden zu hören bekommt. «Ich teile und verstehe diese Auffassungen allerdings ganz und gar nicht und kann das auch argumentieren. Sabine gehört international noch immer zu den Besten und mit Enduro spreche ich eine ganz andere Zielgruppe an, von der mangelnden Reichweite ganz zu schweigen. Außerdem steht Sabine zu hundert Prozent für eine authentische Kommunikation. Ich biete das Produkt an, das wir haben und ich bin überzeugt, dass es in Deutschland kein besseres im Mountainbikesport gibt», erläutert Ralf Schäuble.

Das Produkt heißt aktuell eben «nur»: Sabine Spitz mit ihren drei Olympia-Medaillen, ihren 14 WM-Medaillen, 11 EM-Medaillen und 16 Deutschen Meistertiteln.

Ein paar Optionen sind, Stand 7. Januar, noch offen. «Aber es ist nicht so, dass wir kurz davor sind», bekennt Schäuble. «Das Thema wird immer dringlicher, aber ich kann es nur bedingt beschleunigen.»

Zum Glück geht es erst im Mai mit den Weltcups in Nove Mesto und Albstadt in die heiße Phase der Saison. Dass die Hängepartie beginnt an den Nerven zu zehren, daraus macht der Ehemann und Manager in Personalunion kein Geheimnis. «Das ist nicht motivationsfördernd. Vor zehn Jahren sind wir auch erst im März mit Specialized einig geworden, aber Quervergleiche kann ich nicht wirklich ziehen.»

Olympia als zentrale Motivation fürs Weitermachen
Die Entscheidung überhaupt weiterzumachen, sei schon nicht einfach gewesen. Nach den Olympischen Spielen in London hatte Sabine Spitz in Interviews davon gesprochen, dass sie Rio de Janeiro wohl nur an der Copacabana erleben werde, zu 99 Prozent also nicht mehr als Rennfahrerin. Das eine Prozent soll jetzt aber doch zum Tragen kommen.

Nach dem Weltcupsieg in Andorra 2013 und den beiden Schulterverletzungen im gleichen Jahr, die ihr eine halbe Saison genommen haben, machte sie eine andere Rechnung auf. Um den Ausfall nachzuholen, müsste sie noch ein weiteres halbes Jahr fahren und dann wäre ja 2016 schon nicht mehr weit. Die Olympiasiegerin von Peking 2008 sagte das mit einem Grinsen und wie Ralf Schäuble versichert, war die Entscheidung längst nicht so klar, wie viele Beobachter aus dieser Aussage vielleicht voreilig schlossen.

«Es war ein längerer Prozess bis zur Entscheidung. Ausschlaggebend waren die Olympischen Spiele. Nochmal Teil der (Sport-)Familie zu sein. Das war in ihrer Karriere von Anfang an ein zentraler Punkt. Dazu kommt die Überzeugung noch mal konkurrenzfähig zu sein», fasst Ralf Schäuble zusammen.

Nach zwanzig Jahren im Sport, werde es immer schwerer die Motivation aufzubringen. Die vergangene Saison hätte auch «brutal geschlaucht», mit den vielen Reisen und nach der WM sei sie froh gewesen, dass es vorbei war. Aber Olympia hat dann doch genügend Anziehungskraft bewiesen. Rio 2016 wären dann die fünften Olympischen Spiele für die Südbadenerin.

Unter welchen Bedingungen die erfolgreichste deutsche Mountainbikerin ihre Karriere fortsetzen kann, steht allerdings noch in den Sternen.

Sabine Spitz will auch mit 44 Jahren bei Olympia 2016 starten

Zum «rad-net» Sportlerportrait von Sabine Spitz


Zurück