Offizielle Webseite des Bund Deutscher Radfahrer e.V.
Adelheid Morath will sich für die Olympischen Spiele empfehlen. Foto: Archiv/Lynn Sigel
20.04.2016 18:50
MTB-Weltcup in Cairns: Die Jagd nach den Rio-Tickets beginnt

Cairns (rad-net) - Mit dem Weltcup in Cairns beginnt für die Cross-Country-Fraktion der Mountainbiker die heiße Phase der olympischen Saison. Bei den Damen kämpfen drei oder vier Bikerinnen um zwei Startplätze und die Herren hoffen auf einen dritten neben Manuel Fumic und Moritz Milatz nach Rio zu bringen.

Für Europäer sind die Bedingungen in Cairns gewöhnungsbedürftig. Abgesehen von (plus) acht Stunden Zeitverschiebung ist bei 28 bis 30 Grad Celsius die Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent eine Herausforderung.

Vor zwei Jahren gastierte der Weltcup ebenfalls in Cairns. Da war Sabine Spitz sehr gut unterwegs, lag auf Platz zwei, als sie von einem Hinterrad-Defekt noch auf Position vier zurückgeworfen wurde. «Die Bedingungen liegen mir», weiß Spitz, «zumindest wenn es trocken ist.» Vor dem Abflug hat Sabine Spitz noch mal am im intensiven Bereich gearbeitet, den sie durch Krankheit und eine Knie-Verletzung vernachlässigen musste. «Mal schauen ob es reicht», sagt sie, geprägt von der Ungewissheit, die in solchen Situationen immer erst durch den Wettkampf selbst aufgelöst werden kann.

Auch Helen Grobert hat sehr gute Erinnerungen an Cairns. Sie feierte dort 2014 in der U23-Kategorie ihren ersten Weltcupsieg. An den äußeren Bedingungen sollte eine gute Leistung also nicht scheitern. «Ich konzentriere mich einfach auf mich und versuche meine Leistung abzurufen», sagt die Deutsche Meisterin. «Ich bin hier gut angekommen und fühle mich sehr wohl», berichtet sie aus Cairns und fügt hinzu: «Ich möchte vorne mit dabei sein.» Vorne, das ist eine Frage der Definition, aber zwischen fünf und zehn dürfte sie schon damit gemeint haben.

Wie Helen Grobert laborierte auch Adelheid Morath eine Phase lang an Sturzverletzungen. Mit den intensiven Belastungen musste sie zurückstecken, doch insgesamt sei sie ihn sehr guter Verfassung, sagt die Schwarzwälderin. So genau lässt sie sich nicht in die Karten blicken, doch wenn sie sagt, dass sie gute Tests gefahren ist, dass ihr der Start beim Cape Epic einen Leistungsschub gebracht hat, dann darf man getrost davon ausgehen, dass dem auch so ist. «Ich habe mich letztes Jahr gut positioniert, aber ausruhen darf ich mich nicht. Ich will mich auch nicht auf Helen oder Sabine konzentrieren», sagt Adelheid Morath. «Ich bin auf einem guten Niveau und mein Ziel ist es, das im Rennen zu zeigen. Dann habe ich eine sehr gute Chance auf einen Olympiastartplatz.»

Skepsis hört man bei Elisabeth Brandau. Nach den ersten Tagen in Cairns berichtet sie von «Kreislaufproblemen.» Mit der schwülen Hitze tut sie sich schwer. «Ich komme nicht so richtig an meine Leistung heran und wenn es zu intensiv wird, verliere ich extrem viel Wasser. Ich nehme mir mal nicht zu viel vor», erklärt Brandau. «Von der Strecke her bin ich zuversichtlich, auch wenn der Anstieg sehr unrhythmisch ist und es keine Überholmöglichkeiten gibt. Wenn es trocken ist, kann ich alles fahren, wenn es nass wird, muss ich sehen.»

Die Olympia-Norm steht bei den Damen bei zweimal Top 15 oder einmal Top Acht. Das müsste Brandau in Cairns, Albstadt, La Bresse oder bei der WM in Schweden schaffen, um überhaupt ins Nominierungsspiel zu kommen.

Herren: Fumic will aufs Podium, fünf Fahrer kämpfen um eine B-Norm
Manuel Fumic hat keine besonders glücklichen Erinnerungen an Cairns 2014. Nach einem hervorragenden Auftakt in Südafrika, als er mit Platz zwei in die Saison einstieg, wurde es zwei Wochen später nur Rang 20. «Da war ich im Training zu euphorisch», bekennt er im Rückblick. Diesen Fehler will er tunlichst vermeiden.

Der 4,31 Kilometer lange Kurs war bis Donnerstag noch gesperrt, so dass man erst dann kurzfristig Eindrücke sammeln konnte. Es gibt einen gut zwei Kilometer langen, mehr oder weniger flachen Teil und einen Anstieg im Regenwald, der aber auch fahrtechnisch anspruchsvoll ist.

Mit der hohen Luftfeuchtigkeit hat der Kirchheimer keine Probleme und so ist das Ziel für Sonntag (6:20 Uhr MESZ) das alt Bekannte: Das Fünfer-Podium.

Beim Rennen in Nals, Südtirol gab der Organismus ja noch nicht das her, was er sich gewünscht hätte, doch in den Tagen danach registrierte Fumic im Training einen Schub. «Nals war ein kleiner Türöffner für meinen Körper. Ich fühle mich definitiv gut vorbereitet und reise mit einem positiven Gefühl nach Australien», ließ Fumic vor dem Abflug wissen.

Ein guter Start in die Olympia-Saison würde dem Weltranglisten-Dritten vieles erleichtern und wäre eine Steilvorlage für den zweiten Weltcup in Albstadt (22. Mai). Nach den bisherigen Saison-Eindrücken muss man allerdings davon ausgehen, dass sich Nino Schurter und Julien Absalon weiter in einer eigenen Liga befinden. Nachdem Olympiasieger Jaroslav Kulhavy wegen eines komplizierten Handbruchs für Cairns ausfällt, kämpft der Rest erst mal um Platz drei. Sofern nichts Besonderes passiert.

Moritz Milatz hofft, «dass endlich die Form kommt» und dass er von Startplatz 55 «erstmal nach vorne kommt.» Der Freiburger war mit seinen bisher zwei Rennen noch nicht zufrieden. Er hat die Olympia-Norm wie Fumic schon 2015 abgehandelt. Ob es noch einen dritten Startplatz für die deutschen Herren gibt, das hängt aber auch von den Ergebnissen dieses Duos ab.

Gegenüber Italien muss in der Nationenwertung erst mal ein Rückstand aufgeholt werden, damit es für ein Quintett überhaupt noch eine Möglichkeit gibt, auf den Zug aufzuspringen. Ex-Meister Markus Schulte-Lünzum ist einer davon. Vielleicht der aussichtsreichste, zumal er als einziger der jüngeren Fahrer schon mal die Top 20 im Weltcup geknackt hat (2014). Simon Stiebjahn, Markus Bauer, Martin Gluth und Routinier Karl Platt (38) machen sich auch Hoffnungen, beziehungsweise haben sich die B-Norm (Top 20) zum Ziel gesetzt.

Dann gibt es auch noch eine kleine Chance für U23-Fahrer Ben Zwiehoff, der einen U23-Weltcup gewinnen müsste oder zweimal Zweiter werden, um in den Kampf ums Rio-Ticket eingreifen zu können. Nach Krankheit zielt er aber mehr auf den zweiten Weltcup in Albstadt. «Das ist nach der Pause mein Fokus», erklärt Zwiehoff.

Zurück