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Nairo Quintana will in diesem Jahr den Giro d'Italia und die Tour de France gewinnen. Foto: Movistar Team
27.04.2017 14:30
Quintana vorm Giro d'Italia: «Es ist Zeit, es zu versuchen»

Egüés (rad-net) - Movistar-Profi Nairo Quintana ist der große Favorit auf den Gesamtsieg beim 100. Giro d'Italia, der in acht Tagen auf Sardinien startet. Im Interview gibt der Kolumbianer einen detaillierten Ausblick und erläutert seine Ambition, der erste Fahrer seit Marco Pantani zu werden, der den Giro und die Tour de France in einem Jahr gewinnt.

Der 27-jährige hatte seinen letzten Renneinsatz Mitte März bei Tirreno-Adriatico, das er zum zweiten Mal nach 2015 gewinnen konnte. Beim Giro hatte er bereits ein Jahr zuvor triumphiert – die Tour de France hatte er im Juli danach ausgelassen. Das soll in diesem Jahr bekanntlich anders werden und bereits in den vergangenen beiden Saisons zeigte Quintana mit Top-Resultaten sowohl bei der Tour als auch bei der Vuelta a España, dass er durchaus in der Lage ist, zwei Grand Tours in einem Jahr zu gewinnen.

«Ich fühle, dass ich während der letzten Saison reifer und widerstandsfähiger geworden bin. Daher glaube ich, dass es an der Zeit ist, jetzt das Double zu versuchen. Einige versuchen es am Ende ihrer Karriere, ich möchte es jetzt versuchen, da ich noch jung bin. Ich bin gelassen, weil meine Vorbereitung wie erwartet gelaufen ist, und wenn es beim Giro gut läuft, werde ich die Tour mit einer guten Form angehen», so Quintana in einer Pressemitteilung des spanischen Movistar-Teams.

Ähnlich wie Titelverteidiger Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) bedauert Quintana den verletzungsbedingten Ausfall des Italieners Fabio Aru (Astana), erwartet jedoch trotzdem einen harten Kampf und viele Mitfavoriten auf den Gesamtsieg. «Arus Abwesenheit bedeutet natürlich, dass ich einen Rivalen weniger habe, aber ich bedauere sehr, dass er nicht am Start ist. Er ist ein großer Wettkämpfer, der das Rennen sehr interessant gemacht hätte. Der größte Kontrahent sollte Nibali sein. Es ist sein Rennen, seine Heimat und der 100. Giro. Er wird sicher in guter Form sein. Pinot ist ein starker Kletterer, einer der gut mit schwierigen Kursen zurechtkommt, ein echter Kämpfer. Kruijswijk – nun, jeder konnte sehen, dass er den Giro ohne den Sturz gewonnen hätte. Landa war auch schon kurz davor, dieses Rennen zu gewinnen und der Kurs liegt ihm, wegen der langen harten Anstiege.»

In sein Team hat der letztjährige Dritte der Tour de France große Vertrauen, genießt er bei den Grand Tours mittlerweile die volle Unterstützung – sogar die von Alejandro Valverde, auch wenn der Spanier erst bei der Tour de France wieder dabei sein wird. «Man kann wirklich überhaupt nichts ohne ein starkes Team gewinnen. Glücklicherweise habe ich eine exzellente Gruppe hinter mir, was entscheidend ist, wenn man die Gesamtwertung bei einer Grand Tour gewinnen möchte. Ohne ein gutes Team gewinnst du vielleicht eine oder zwei Etappen, aber mit der Unterstützung wächst auch die eigene Ambition.» Der Kurs sagt Quintana trotz der zwei Einzelzeitfahren zu und er habe das Gefühl, dass der beste Kletterer in diesem Jahr die besten Karten hat. «Der Kurs ist hart und anspruchsvoll. Die letzte Woche weist eine beeindruckende Zahl an Bergen auf und die großen Abstände sollten hier entstehen. Ich habe das Gefühl, dass der beste Bergfahrer den diesjährigen Kurs dominieren wird.»

Einige der Anstiege, besonders die der letzten Woche, hat sich Quintana bereits angesehen, nicht aber den Ätna, der bereits am vierten Tag auf das Peloton wartet. «Ich habe ihn mir noch nicht angesehen, aber von den Daten her sieht es nach einer schwierigen ersten Bergetappe aus. Während meine Rivalen zuletzt Rennen gefahren sind, werde ich zum ersten Mal seit fast zwei Monaten im Einsatz sein. Daher werde ich am Ätna vielleicht noch nicht den letzten Schliff haben. Das einzige Ziel wird sein, hier kein Zeit zu verlieren.» Den Unterschied möchte er unter anderem bei der 16. Etappe nach Bormio machen, die er als Königsetappe einstuft. «Es geht mit dem Mortirolo los, den wir alle kennen und fürchten, weil er so schwierig ist, dann kommt der Stelvio über zwei verschiedene Wege, daher glaube ich, dass dies die Königsetappe sein wird. Es wird auch wegen der Höhe speziell werden, da wir fast 2.800 Meter über Normalnull sein werden – das wird einigen Fahrern zu schaffen machen.»

Vor den Zeitfahren hat Quintana keine Angst. Das erste am zehnten Renntag weise genügend Wellen auf, damit er seine Verluste limitieren könne, und vor dem finalen Zeitfahren in Mailand hofft er, den Giro bereits entschieden zu haben.

Zweiter Quintana-Sieg bei Tirreno-Adriatico...



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