Drei Weltmeister-Titel binnen zwölf Monaten im vorolympischen Jahr und elf Monate später am Ende. Nachdem die erst 24-Jährige von Oktober 2014 bis September 2015 die Regenbogen-Jerseys auf der Straße, im Cyclo-Cross und auf dem Mountainbike auf ihren Schultern vereinigt hatte, hängt sie im August 2016 das Bike völlig frustriert und enttäuscht vorzeitig an den Nagel.

Die Geschichte, die Pauline Ferrand Prevot auf ihrer Website und auf Facebook beschreibt, liest sich wie ein sportliches Horror-Szenario.

Die Negativ-Spirale begann mit einem Ermüdungsbruch Ende November vergangenen Jahres. Dadurch war die Titelverteidigung im Cyclo-Cross dahin. Im Nachhinein bekannte Ferrand Prevot, dass sie, gegen den Rat ihres Trainers, zu früh wieder mit dem Training begonnen habe. Dann setzten sie im Frühjahr Allergien außer Gefecht. Antibiotika halfen nicht weiter. Dann versuchte man es mit Corticosteroiden, die aber wegen des Anti-Doping-Reglements eine zehntägige Wettkampf-Pause zur Folge hatten.

Ferrand Prevot versuchte den Trainings-Rückstand wieder aufzuholen, trainierte mehr und auf einmal klemmte auch der Ischias-Nerv wieder, der ihr schon 2015 Probleme gemacht hatte. Sie konnte mit dem linken Bein nur noch 200 Watt treten und es wurde immer schlimmer. Intensitäten waren nicht möglich. «Ich fahre wie ein Rad-Tourist», schrieb Ferrand Prevot. Sie musste Rennen aufgeben, wie in Albstadt und La Bresse und geriet dadurch in der französischen Öffentlichkeit mehr und mehr unter Druck. Die erste Behandlung der Lendenwirbelsäule scheiterte. «Jeden Tag wurde ich wach und ich dachte, schon wieder einer weniger bis zum bedeutendsten Termin meiner Karriere», schreibt sie. Es ging um die Olympischen Spiele, wo sie für Straßen- und MTB-Rennen nominiert war.

«Vielleicht war es das Schlimmste, was mir passieren konnte, drei Disziplinen in einem Jahr zu gewinnen. Aber ich will nicht aufgeben», schreibt sie weiter.

Sie beklagt, dass Menschen über sie urteilen, ohne die Hintergründe zu kennen. Anfang Juli fand man im Unfallkrankenhaus von Besançon endlich eine Methode ihre Ischias-Probleme zu behandeln, Ferrand Prevot sah Licht am Ende des Tunnels und konnte endlich trainieren wie sie wollte, aber für Olympia war es spät. Es gab Kritik, dass sie für beide Disziplinen nominiert wurde, aber sie war auch die einzige Französin, die die Kriterien erfüllt hatte.

Zum Hoffnungsschimmer wurde der Titelgewinn bei den Französischen Meisterschaften. Doch der Körper war angeschlagen, sie hatte zu viel Gewicht und versuchte für den Erfolg Kilos zu verlieren - das aber zu massiv. Das Resultat: Das olympische Straßenrennen auf Platz 26 und Aufgabe im Cross-Country-Rennen, weinend.

«Aufgeben ist wie verlieren», titelt Ferrand Prevot ihre Erklärung. Sie hätte das Rennen gerne beendet, aber es sei nicht mehr gegangen und sie hätte in dieser Situation auch nicht daran gedacht, sich den Journalisten zu erklären. Was in Frankreich wiederum kritisiert wurde. «Es ist schwer zu ertragen, seit diesem Samstag. Die ganze Welt sieht sich dazu berufen eine Meinung abzugeben oder mich zu beurteilen. Deshalb wollte ich mich erklären. Ich breche meine Saison ab und ich weiß nicht, wann ich wieder aufs Fahrrad steige.»

Und dann folgt noch ein Satz, der alles aus ihrer Perspektive zusammenfasst: «Radsport ist das, was ich am meisten liebe, aber im Moment ist es mein größter Albtraum.» Was für eine Negativ-Spirale binnen elf Monaten...