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Auf Titelkurs: Anna Knauer fährt bei den Deutschen Bahn-Meisterschaften in Oberhausen zu einem ihrer fünf Siege. Foto unten: Die 18-Jährige im Trikot der Deutschen Junioren-Meisterin. Fotos: Michael Deines/Promediafoto
19.07.2013 09:32
Seit 14 Rennen ungeschlagen: Allround-Talent Anna Knauer peilt WM-Medaillen an

Schernfeld (rad-net) - Fünf Mal Gold bei der Bahn-DM in Oberhausen, seit 14 Rennen ungeschlagen - für die 18-jährige Anna Knauer läuft es zurzeit rund. Nächste Woche geht’s für die BDR-Nationalfahrerin nach Erfurt zum Vorbereitungslehrgang auf die Bahn-Weltmeisterschaften in Glasgow.

Fünf auf einen Streich? Das hat Anna Knauer in ihrer jungen Karriere auch noch nicht erlebt. «2011 in Berlin habe ich viermal gewonnen», sagt sie lachend. In Oberhausen wurde sie kürzlich Deutsche Meisterin in der Einerverfolgung, der Mannschaftsverfolgung, im 500-Meter-Zeitfahren, im Punktefahren und im Teamsprint. «Ich habe vorher gesagt, ich versuche fünfmal zu gewinnen. Aber dass es so hinhaut, das hätte ich nicht gedacht», so Knauer.

Seit die Allrounderin vom Team Mangertseder Bayern ihr Abitur abgelegt hat, ist der Kopf wieder frei fürs Rennradfahren. «Seitdem geht es wieder bergauf», freut sich die U19-Athletin. Nur einen Tag nach ihrer letzten Abi-Klausur holte sie Anfang Juni bei der Deutschen Zeitfahrmeisterschaft in Luckau den Vizetitel, tags darauf fuhr sie zum Sieg in der U19-Bundesliga, eine Woche später wurde sie Deutsche Straßenmeisterin der Juniorinnen in Elxleben - 14 Rennen ist sie inzwischen ungeschlagen.

Ihren ersten nationalen Titel holte Anna Knauer 2009 als U15-Fahrerin im Straßenrennen in Parchim - vier Jahre später hat die Scherndorferin 20 Deutsche Meistertitel gesammelt. Ihr großer Vorteil: «Ich kann fast überall vorne mitfahren. Technisch bin ich durch meine Mountainbike-Ausbildung recht gut und kann mich auch in brenzligen Situationen noch retten», beschreibt Knauer ihre Stärken.

Ihr Manko? «Bei großen Wettkämpfen bin ich immer noch sehr nervös. Sogar so sehr, dass ich manchmal nichts essen kann. Das hat mich schon den einen oder anderen Sieg gekostet», sagt sie mit kritischem Unterton. Es sei auch schon vorgekommen, dass sie «mit einer Banane und drei Knäckebroten erst auf dem Radl gefrühstückt» habe.

Der Ehrgeiz ist groß, die Konkurrenz stark. Mit ihrer Teamkollegin Luisa Kattinger und Lisa Klein hat sie in der U19-Klasse ebenbürtige Konkurrentinnen. Das «KKK»-Trio führt auch die ROSE-Rangliste an: Kattinger mit 247 Punkten, dicht gefolgt von Klein (246/Team Radsport Keller/Saarland/Rheinland-Pfalz) und Knauer (243). «Das ist auf jeden Fall ein Ansporn», sagt die Schernfelderin über die Leistungsdichte an der Spitze der U19-Klasse. «Man ruht sich dann nicht aus und muss immer weiterkämpfen. Wenn man nur etwas rausnimmt, ist man gleich weg vom Fenster», weiß das hoffnungsvolle Talent genau.

Langfristig lautet ihr großes Ziel Olympia 2016, kurzfristig ist es die Zusage für einen Platz in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Ihre Alternativen zum Radsport: «Grundschullehramt oder Holzbau studieren», sagt Knauer. Aktuell nutzt die erfolgreiche Abiturientin ihre neu gewonnene Freizeit zum entspannteren Training ganz ohne Lernstress im Nacken.

«Wir wissen, dass sie eine Gute ist. Aber wir müssen sie behutsam aufbauen, damit sie uns lange erhalten bleibt», sagt Frauen-Bundestrainer André Korff. Der 40-Jährige schätzt vor allem Knauers Allrounder-Qualitäten. «Momentan kann sie noch alles. In der Frauen-Klasse muss sie sich nächste Saison erst einmal etablieren, da wird sich dann herauskristallisieren, wo sie am besten aufgehoben ist», sagt Korff. Anna Knauer freut sich schon auf die Elite, auch weil sie die Rennen dann nicht mehr nur selbst gestalten muss und «dafür anderen helfen kann».

Vorher will sie noch weitere Medaillen als Juniorin sammeln: Bei der Bahn-WM in Glasgow vom 1. bis 12. August sowie den Weltmeisterschaften in Florenz im Zeitfahren (24. September) und auf der Straße (28. September). In Italien hat sie noch etwas gutzumachen, nachdem sie im vergangenen Jahr in Valkenburg gestürzt war. «Im Zeitfahren muss ich um meinen Startplatz kämpfen, aber im Straßenrennen könnte mir die Strecke liegen», sagt Knauer. Auf der Bahn in Schottland zählt sie ohnehin zu den Podiums-Anwärterinnen. «Ich denke schon», sagt die Abräumerin der nationalen Titelkämpfe in Oberhausen bescheiden. «Wenn ich mich noch steiger’.»

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