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Veröffentlicht am
25.09.2022 08:45:51

Evenepoel holt sich auch den WM-Titel

Grafik: UCI
Remco Evenepoel konnte sich als neuer Weltmeister feiern lassen. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

Wollongong (rad-net) - Remco Evenepoel ist neuer Straßen-Weltmeister. Der Belgier, der kürzlich erst die Vuelta a España gewann, siegte bei den Titelkämpfen im australischen Wollongong als Solist vor Christophe Laporte (Frankreich) und Michael Matthews (Australien). Nach einem Sturz von Georg Zimmermann konnte die deutsche Nationalmannschaft nicht mehr vorne mit eingreifen.

Zu Beginn des Rennens setzte sich eine elfköpfige Spitzengruppe um Fahrer wie Simon Pellaud (Schweiz), Emils Liepins (Lettland) und Juraj Sagan (Slowakei) ab, die rund acht Minuten Vorsprung herausholte. Als nach rund 30 Kilometern der 7,5 Kilometer lange Mount Keira erreicht wurde, schlug das französische Nationalteam ein hohes Tempo an und versuchte das Rennen schwer zu machen. Zwar fielen einige Fahrer zurück und der Abstand zur Spitzengruppe verkleinerte sich wieder, großer Schaden wurde jedoch nicht angerichtet.

Dann löste sich eine 26 Mann Fahrer starke Gruppe um Tadej Pogacar (Slowenien), Wout van Aert (Belgien), Romain Bardet (Frankreich), Marc Soler (Spanien) und Zeitfahr-Weltmeister Tobias Foss (Norwegen) vom Feld. Dort spannte sich nun das deutsche Nationalteam an die Spitze, um das Rennen wieder zusammenzubringen. Schließlich wurde die Gruppe auch wieder eingeholt, zuvor hatten sich aber fünf Fahrer abgesetzt, die bei noch 150 zu fahrenden Kilometern den Sprung zur elfköpfigen Ausreißergruppe tatsächlich schafften.

72 Kilometer vor dem Ziel erlitt das deutsche Nationalteam einen Rückschlag. Zimmermann, der das Aufgebot anführte und sich Hoffnungen auf eine gute Platzierung gemacht hatte, stürzte und musste das Rennen aufgeben.

Dann nahm Remco Evenepoel das Heft in die Hand. Während die Spitzengruppe immer noch rund drei Minuten vor dem Feld lag, verschärfte der 22-Jährige das Tempo. Dadurch löste sich eine große Gruppe vom Peloton, die kurze Zeit später zur Spitze aufschloss. Damit lagen nun 34 Fahrer vorne im Rennen. Allerdings teilte sich die Führungsgruppe noch einmal, sodass 16 Fahrer um den WM-Titel fuhren. Doch so richtig einig war man sich nicht und es gab immer wieder Angriffe aus der Gruppe.

35 Kilometer vor dem Ziel war es dann Evenepoel, der beschleunigte und nur Alexey Lutsenko (Kasachstan) war in der Lage, ihm zu folgen. Hinter dem Duo bildete sich eine vierköpfige Spitzengruppe mit Pascal Eenkhorn (Niederlande), Mattias Skjelmose Jensen (Dänemark), Lorenzo Rota (Italien) und Mauro Schmid (Schweiz), die den Anschluss jedoch nicht mehr herstellen konnte. Zehn Kilometer später konnte Evenepoel dann an der vorletzten Überquerung des steilen Mount Pleasant Lutsenko abhängen und setzte das Rennen alleine in Führung liegend fort. Stetig baute der junge Belgier seinen Vorsprung aus und fuhr einem ungefährdeten Sieg entgegen.

«Wir waren zu zweit vorne und ich habe schnell gemerkt, dass ich heute stärker als Lutsenko bin. Auf dieser Strecke war es besser, keine Zeit zu verlieren, deswegen bin ich einfach weitergefahren», beschrieb Evenepoel im Siegerinterview die Situation. «Die Saison war superlang und es ist großartig, sie so abzuschließen. Ich bin froh, dass ich heute die Beine dazu hatte», freute sich Evenepoel im Siegerinterview. Zur Taktik der Belgier sagte er: «Wir sind wirklich als Team gefahren. Wir haben vorab schon gesagt: Egal wie, aber wir wollen als Team diese WM gewinnen. Es war Wout van Aert oder ich. Ich musste früh angreifen und er würde folgen und auf seinen Sprint warten. Und dieses Mal hat es der frühe Angriff geschafft. Wir haben das verdient.»

Unterdessen kämpfte Lutsenko alleine um Silber. Aber als es ein letztes Mal über den Mount Pleasant ging, verschärfte bei den Verfolgern Rota noch einmal das Tempo, wodurch Eenkhorn den Anschluss verlor und die Gruppe wieder an Lutsenko herankam. Vier Kilometer vor dem Ziel holte das Trio den Kasachen ein - und verspielten dann die beiden restlichen Medaillen. Anstatt konsequent weiterzufahren, beäugten sich die vier Fahrer, nahmen das Tempo komplett heraus und blieben schon fast stehen. Das machten sich die nächsten Verfolger zu Nutze. Erst schloss Eenkhorn wieder auf. Dann flog Jan Tratnik (Slowenien) von hinten wieder heran und fuhr direkt vorbei. Und 500 Meter vor dem Ziel war auch das Feld - beziehungsweise der Rest davon - wieder dran.

Tratnik gab alles, aber als das Feld den Schlussspurt eröffnete, hatte er keine Chance mehr. Die Sprinter flogen an ihm vorbei und Christophe Laporte sicherte sich vor Lokalmatador Michael Matthews die Silbermedaille. Evenepoel war da schon seit 2:21 Minuten im Ziel.

Bester Deutscher war Nikias Arndt auf Rang 52.