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Veröffentlicht am
17.10.2022 16:33:35

Bahn-WM: Sportdirektor Moster mit starkem BDR-Auftritt sehr zufrieden

Lea Sophie Friedrich (li.) und Emma Hinze gewannen bei der Bahn-WM fünf Medaillen. Foto: BDR
Lea Sophie Friedrich (li.) und Emma Hinze gewannen bei der Bahn-WM fünf Medaillen. Foto: BDR

Saint-Quentin-en-Yvelines (rad-net) - Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hat bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Saint Quentin-en-Yvelines in Frankreich sieben Medaillen - dreimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze - gewonnen. Das bedeutete am Ende Platz drei im Medaillenspiegel hinter den Niederlanden und Italien, die jeweils vier Goldmedaillen gewinnen konnten. Es war ein sehr starker Auftritt des gesamten deutschen Bahn-Teams zwei Jahre vor den Olympischen Spielen an gleicher Stelle.

«Das ist eine herausragende Bilanz», freute sich BDR-Sportdirektor Patrick Moster über das sehr gute Abschneiden in Frankreich. «Wir haben vier Medaillen in den Olympischen Disziplinen gewonnen. Das stimmt zuversichtlich für die Spiele in zwei Jahren, auch wenn wir noch Hausaufgaben zu erledigen haben», sagte er am letzten Wettkampftag.

Die Teamsprinterinnen gewannen zum Auftakt der Titelkämpfe Gold, deklassierten die Konkurrenz, in dem sie gleich zweimal den Weltrekord verbesserten. Lea Friedrich beendete die WM mit ihrer zweiten Goldmedaille im Keirin, wo sie erfolgreich ihren Titel aus 2021 verteidigen konnte. Außerdem gewann die Dassowerin Silber im Einzelsprint. Emma Hinze holte neben dem Gold im Teamsprint Silber im Zeitfahren und Bronze im Sprint, nahm also einen kompletten Medaillensatz mit nach Hause.

Die männlichen Sprinter gingen zwar leer aus, verpassten im Teamsprint als Vierte aber nur knapp die Bronzemedaille und werden in den nächsten Monaten hart arbeiten, um wieder in die Medaillenränge fahren zu können.

Dem neuen Bundestrainer im Kurzzeitbereich, Jan van Eijden, bescheinigte Moster einen erfolgreichen Einstieg in seine neue Tätigkeit. «Jan setzt alles voll um, er hat einen sehr guten Führungsstil, bezieht die Sportlerinnen und Sportler in seine Entscheidungen mit ein. Das kommt an.»

Der Sportdirektor sorgt sich daher mehr um die Finanzierung der Olympia-Vorbereitung in den kommenden zwei Jahren, als um das Leistungsvermögen der Athleten. Sie haben in der vergangenen Woche gezeigt, dass sie zur Weltspitze gehören. «Wir haben neben den sieben Medaillen außerdem 14 Platzierungen in den Top-Ten erreicht. Das ist ein sehr gutes Ergebnis», sieht Moster die gute Arbeit im BDR bestätigt.

Im Februar beginnt mit der Bahn-EM in Grenchen die Olympia-Qualifikation, zu der auch die Nationencups gehören, die größtenteils in Übersee stattfinden. Reisen nach Milton in Kanada oder Cali in Kolumbien sind notwendig, um das Punktekonto für Olympia zu füllen. «Solche Reisen sind teuer, aber die Zuwendungen sind nicht mehr geworden», sagt Moster und kritisiert, dass bei der Sportförderung keine Flexibilität mehr möglich ist. Es darf beispielsweise kein Euro aus der Straßen-Förderung auf die Bahn umgelegt werden, was aber wegen der unterschiedlichen und jährlich wechselnden Austragungsorte der Wettkämpfe manchmal nötig wäre.

Etwas neidisch schaut Moster da nach Frankreich, die in zwei Jahren Ausrichter der Olympischen Spiele sind und deshalb einen viel höheren Etat haben. «Sie verfügen über circa 80 Prozent mehr Fördergelder. Da hat man schon andere Möglichkeiten», sagt der 55-Jährige.

Bei der Bahn-WM in der letzten Woche konnten die Sportlerinnen und Sportler schon einmal erleben, was sie in zwei Jahren bei den Spielen erwartet. «Das Publikum war sehr frenetisch und sehr national orientiert. Sich in so einem Hexenkessel auf den eigenen Wettbewerb zu konzentrieren, das muss man auch lernen.» Moster war aber froh, dass seine Sportler die Wettkampfstätte der Olympischen Spiele 2024 während der WM gut kennenlernen konnten. So wissen sie, was sie in zwei Jahren erwartet, kennen die Räumlichkeiten, die Laufwege.

Im Vierer der Frauen endete erwartungsgemäß die Siegesserie der Deutschen. Nach Olympiasieg, WM- und EM-Titel in 2021 mussten sie sich diesmal mit dem sechsten Platz zufrieden geben, was aber nach dem Rücktritt von Lisa Brennauer und dem Fehlen von Lisa Klein und Laura Süßemilch in Saint-Quentin-en-Yvelines ein sehr starkes Ergebnis war. Zwei junge Sportlerinnen, Lena Charlotte Reißner und die erst 19-jährige Lana Eberle, wurden erfolgreich in den Vierer integriert, der mit einer Zeit von 4:15 Minuten zu überzeugen wusste. Eberle konnte in Frankreich ihre persönliche Bestzeit gleich um drei Sekunden verbessern.

Olympiasiegerin Franziska Brauße triumphierte in der Einerverfolgung und trat die Nachfolge von Lisa Brennauer an, die im letzten Jahr in Roubaix den Titel holte. Mieke Kröger verpasste nur ganz knapp als Vierte einen zweiten Podestplatz der Deutschen. In den übrigen Ausdauerdisziplinen zeigten Lea Lin Teutenberg und ihr Bruder Tim Torn mit vier Top-Ten-Platzierungen starke Leistungen, und Roger Kluge glänzte als Vize-Weltmeister im Punktefahren.

Im Ausdauerbereich der Männer ist der BDR auf einem guten Weg. Zwar konnte der Vierer in Frankreich nicht die erhoffte Richtzeit von 3:50 Minuten fahren, aber der Aufwärtstrend setzt sich weiter fort. «Wir haben gewusst, dass wir nicht in die Medaillenränge fahren können. Wir hatten sehr junge Sportler am Start, die teilweise noch der U23-Kategorie angehören. Sie sind noch in der Entwicklung. Die Teilnahme an der EM im August und jetzt der WM-Start bedeutet für so junge Athleten auch eine sehr große Belastung», sagt Moster und ließ nicht unerwähnt, dass der Europameister in der Einerverfolgung, Nicolas Heinrich, sich in Frankreich voll auf den Vierer konzentriert hatte und derzeit seine Ausbildung bei der Bundespolizei absolviert, wo er den Spagat zwischen Leistungssport und Beruf außerordentlich gut meistert.

Die internationalen Wettkämpfe auf der Bahn endeten für die Nationalmannschaft mit der WM für dieses Jahr. Aber schon im Februar geht es in die Schweiz zur Europameisterschaft. Und dann beginnt die Operation Olympia 2024.