Offizielle Webseite des Bund Deutscher Radfahrer e.V.
Veröffentlicht am
03.03.2020 12:03:53

«Wie Pestopfer»: Drei Radteams sitzen noch bei der UAE-Tour fest

           Pascal Ackermann und sein Bora-hansgrohe-Team durften Abu Dhabi inzwischen verlassen. Foto: Massimo Paolone/Lapresse via ZUMA Press/dpa
Pascal Ackermann und sein Bora-hansgrohe-Team durften Abu Dhabi inzwischen verlassen. Foto: Massimo Paolone/Lapresse via ZUMA Press/dpa

Abu Dhabi (rad-net/dpa) – Die Quarantäne im Hotel in Abu Dhabi, nach dem Abbruch der UAE-Tour am Donnerstagabend, dauert für die Teams Groupama-FDJ, Cofidis und Gazprom-RusVelo weiter an. Nun bangen die Mannschaften um die Form ihrer Fahrer, die seit fünf Tagen nicht trainieren können.

Am Donnerstagabend waren mehr als 600 Teilnehmer der UAE-Tour - Fahrer und Personal - in ihren Hotels in Abu Dhabi in Quarantäne versetzt worden, nachdem das ansässige Sportgericht zwei Verdachtsfälle bezüglich des Coronavirus gemeldet hatte. Zwei italienische Mitarbeiter eines Teams, sollten angeblich mit Covid-19 infiziert sein, doch dieser Verdacht wurde schon Samstagmorgen ausgeräumt, als ein zweiter Test negativ ausfiel.

Sonntagmorgen berichtete «PA» daraufhin schon von 450 negativen Tests und davon, dass viele Mannschaften, darunter Ineos, Bora-hansgrohe, Jumbo-Visma, Movistar und Israel Start-Up Nation, ihre Hotels in Abu Dhabi bereits verlassen hätten und auf der Heimreise seien. Das bestätigte Bora-hansgrohe-Teamsprecher Ralph Scherzer am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur: «Es verlief alles reibungslos.» Lediglich für die drei Teams, Cofidis, Groupama-FDJ und Gazprom-RusVelo, dauert die Quarantäne noch weiter an - sehr zur Frustration der Teammitglieder.

«Wir werden gegen unseren Willen an einem Ort festgehalten, den wir nicht ausgewählt haben - und das für eine unbekannte Zeitspanne», erklärte Cofidis-Teamchef Thierry Vittu in eine Mitteilung vom Dienstag. «Wenn wir jemanden aus dem Hotel auf dem Flur treffen, rennt er weg. Wir werden wie Pestopfer behandelt», ergänzte Vittu.

Roberto Damiani, Sportdirektor von Cofidis, hat nun bekannt gegeben, dass er in Hungerstreik treten werde, sollte sich die Situation in Abu Dhabi nicht aufklären oder zumindest verbessern. In einem Brief an «TuttoBici» schrieb er kürzlich: «Ich glaube, dass wir jetzt die Grenze des Anstands überschritten haben, sowohl im Namen der öffentlichen Gesundheit, als auch der Gefahr der Kontamination. [...] Ich gebe Ihnen hiermit bekannt, dass ich, wenn die Situation in den nächsten Stunden nicht gelöst wird, einen Hungerstreik beginnen werde, um zumindest die Fahrer und das Personal zu verteidigen, für die ich bei diesem Rennen verantwortlich bin.» Die Situation sei nicht mehr haltbar, da seine Mannschaft zum einen keinerlei Symptome zeige und schon negative Testresultate erhalten habe und zum anderen die Fahrer ihre Form einbüßen würden.

Auch Bergspezialist David Gaudu von Groupama-FDJ beschreibt seine Frustration über die Situation in einem Interview mit der französischen Zeitung «L‘Equipe»: «Am Freitag durften wir noch überall im Hotel hin- und hergehen - ins Fitnessstudio oder ins Schwimmbad und mit den anderen Hotelgästen in Kontakt stehen. [...] An dem Abend haben wir noch die Ergebnisse unserer Tests erhalten, und wir waren alle negativ. Aber am Sonntagmorgen, um 7 Uhr früh, beschlossen die Sicherheitsmitarbeiter der Regierung plötzlich, unsere gesamte Etage zu sperren, und wir durften unsere Zimmer nicht verlassen, während andere gehen durften. Wir wissen immer noch nicht, warum.» Insgesamt sei die Situation verrückt, doch das Team habe derzeitig alles, was es braucht. Am Montag wurden den Fahrern sogar einige Gewichte zum Krafttraining und Brettspiele zum Zeitvertreib zur Verfügung gestellt, doch wann die Quarantäne der drei verbliebenen Mannschaften in Abu Dhabi aufgelöst wird und aus welchem Grund sie genau festgehalten werden, bleibt weiterhin unklar.

Das UAE-Team Emirates hat derweilen freiwillig entschieden solange in den Emiraten zu verweilen, bis eine Nicht-Ansteckung aller Teammitglieder garantiert ist: «Obwohl wir grünes Licht bekommen haben, nach Hause zu reisen und die letzten ausstehenden Tests negativ zurückkamen, haben wir entschieden, unseren Aufenthalt in den Vereinigten Arabischen Emiraten auszuweiten, um weiterhin die Verfassung aller Teammitglieder zu prüfen und wir fahren erst Heim, wenn sicher ist, dass sich niemand angesteckt hat.» Auslöser für die Entscheidung des Teams waren Grippesymptome dreier Mitglieder, die trotz negativem Testergebnis über hohes Fieber klagten.

Mitteilung UAE Team Emirates

Mitteilung Team Cofidis