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Marion Fromberger (re.) wurde Dritte hinter Coline Clauzure (Mitte) und Irina Popova. Foto: Armin M. Küstenbrück
09.11.2018 11:44
Eliminator-WM: Bronze für Fromberger - Perrin Ganier und Clauzure holen Titel

Chengdu (rad-net) - Bei den UCI Urban Cycling Weltmeisterschaften in Chengdu hat sich Marion Fromberger aus Bad Griesbach im MTB Eliminator Sprint die Bronzemedaille geholt. Die Deutsche Vizemeisterin kam im Finale hinter der neuen Weltmeisterin Coline Clauzure aus Frankreich und Europameisterin Irina Popova (Ukraine) ins Ziel. Bei den Herren verpasste Simon Gegenheimer als Sechster sein Ziel erstmals den Titel zu holen. Titouan Perrin Ganier (Frankreich) verteidigte seinen Titel.

«Unglaublich, ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Es ist jedenfalls sehr cool und fühlt sich super an», kommentierte Marion Fromberger ihre WM-Medaille.

Sie hatte sich nur als Siebte für das Halbfinale qualifiziert, nachdem sie wegen eines Problems mit der Schaltung Probleme kurz vom Bike musste und hatte deshalb keine gute Position am Start. Doch im Semifinale ging ihre Strategie auf. «Gleich Vollgas und von vorne fahren», hatte sie nach der Quali als Losung ausgegeben. Fromberger erwischte einen hervorragenden Start, ging als Erste in die erste Kurve, verteidigte die Position schaffte so vor der späteren Titelträgerin Coline Clauzure den Einzug ins Finale.

Dort kam sie nicht ganz so gut weg. «Ich habe schon gemerkt, dass die Konkurrenz noch stärker war. Ich kam als Dritte um die erste Kurve und habe den Platz verteidigen können», berichtete Fromberger vom Kampf um die Medaillen. Zu einer Attacke nach vorne reichte es nicht mehr, doch die Bayerin konnte mit ihrer Bronzemedaille mehr als zufrieden sein. Das war mehr als sich die 18-Jährige erwartet hatte.

Und was sie jetzt am Abend machen würde? «Ich weiß nicht, ich glaub' ich schau mal bei der Siegerehrung vorbei», meinte sie grinsend, «und dann vielleicht ein bisschen Party.»

Clauzure kann es nicht fassen – Clara Brehm Achte
«Ich bin Weltmeisterin, wow», stammelte Coline Clauzure nach ihrem Außenseiter-Sieg und konnte ihr Glück kaum fassen. Die Qualifikations-Schnellste Anna Rongve aus Norwegen beging am Start einen Fehler. Sie meinte, das optische und das akustische Startsignal seien nicht synchron gewesen, so dass sie im Gegensatz zur Konkurrenz nicht gleich los fuhr. Sie erreichte abgeschlagen nur als Vierte das Ziel.

Brehm qualifizierte sich als Achte. Sie rutschte aus dem Klickpedal und kam dadurch völlig aus dem Konzept. Es reichte aber dennoch zur Qualifikation für die besten Acht. Die Ex-Meisterin erwischte im Halbfinale jedoch einen schlechten Start und hatte dann keine Chance mehr einen Final-Platz zu ergattern.

Das wiederholte sich im kleinen Finale. Der explosive Start, der sie voriges Jahr noch so überraschend zur Deutschen Meisterin gemacht hatte, war so nicht mehr erkennbar. So beendete die Juniorin aus Waldaschaff die Konkurrenz auf dem achten Platz. Im kleinen Finale hinter der Schwedin Holmegard, der Norwegerin Ingrid Boe Jacobsen und der Polin Marta Turobos.

Herren: Alle Medaillen an die Franzosen
Die Konkurrenz der Herren endete für Simon Gegenheimer mit einer Enttäuschung. Nach drei WM-Medaillen in Folge war der Remchinger mit dem Ziel angetreten endlich mal den Titel zu holen. Doch es lief nicht gut für den Deutschen Meister.

In der Qualifikation gehörte er nie zu den Schnellsten, doch diesmal war Platz sechs ein Handicap weil Gegenheimer im Halbfinale mit einer schlechteren Position vorlieb nehmen musste. «Ich habe den Start verbockt», konstatierte Gegenheimer. Er kam nur an dritter Stelle hinter den beiden Franzosen Lorenzo Serres und Hugo Briatta aus der ersten Kurve und sein Versuch noch einen Platz gut zu machen, scheiterte auf dem Kurs mit wenig Überholmöglichkeiten. Er entschied sich einmal für eine alternative Linie, in der Hoffnung, dass seine beiden Konkurrenten «etwas Gas raus nehmen». Doch das war nicht der Fall und so tat sich ein Loch auf, das ihm gar nicht mehr erlaubte eine zweite Attacke zu starten.

Im kleinen Finale erwischte Gegenheimer dann einen guten Start und verlor den Kampf um Gesamtrang fünf erst im «Katzensprung» quasi auf der Ziellinie hauchdünn gegen den Spanier Alberto Mingorance.

«Klar, Platz sechs ist nach drei Medaillen in Folge enttäuschend. Gold war das Ziel und das bleibt es auch. Aber diesmal hat es nicht gereicht», bilanzierte Gegenheimer.

Im Finale ging die Strategie von Titelverteidiger Titouan Perrin Ganier auf. Der Franzose hatte schon in der Qualifikation viel investiert, um sich sein Start-Gate auf jeden Fall auswählen zu können. Das gelang ihm dann auch, aber er bestätigte später, dass er dadurch in den Finals auch weniger Kraft zur Verfügung hatte. So sei es hart gewesen sich an der ersten Position zu behaupten. Ob ihm am Schluss noch in die Karten spielte, dass Lorenzo Serres auf der Zielgeraden aus dem Pedal rutschte und so einerseits nicht mehr angreifen konnte und andererseits die Silbermedaille auch noch hauchdünn an seinen Landsmann Hugo Briatta abgeben musste, das bleibt aber Spekulation.

«Es war schwieriger als letztes Jahr, ich hatte als Titelverteidiger viel Druck. Ich bin wirklich glücklich über den Sieg und dass wir für Frankreich alle drei Medaillen gewonnen haben, das ist verrückt», kommentierte Perrin Ganier seinen zweiten WM-Titel.

Weltmeister, die es eigentlich gar nicht hätte geben dürfen
Die Eliminator-Weltmeister hätten laut Reglement eigentlich gar nicht gekürt werden dürfen. Laut Regelwerk der UCI (4.2.011) hätten jeweils mindestens zwölf Sportler zur Qualifikation antreten müssen, um einen Wettbewerb überhaupt durchzuführen. Bei den Herren waren es elf, bei den Damen zehn Teilnehmerinnen.

Natürlich wäre es für die, mit drei Ausnahmen, aus Europa kommenden Sportler fatal gewesen den China-Trip völlig umsonst angetreten zu haben. Von daher ist die Entscheidung der Jury entgegen der Regeln das Rennen zu starten auch nachvollziehbar.

Den Urban Cycling World Championships hätte damit auch einer von drei Wettbewerben gefehlt. Die seit 2017 existierende Kreation wurde für drei Jahre nach China vergeben. Für Trial und BMX Freestyle scheint sie zu funktionieren, für den Eliminator nicht. Die Spezialisten-Szene ist zu klein, es ist zu wenig Geld in der Disziplin. Und der Titel besitzt auch nicht genügend Prestige, um dafür zu investieren.

So verzichtete Titelverteidigerin Kathrin Stirnemann auf den China-Trip, genauso wie Ex-Weltmeister Daniel Federspiel. Auch die beiden Breitnauer Simon Gutmann und Heiko Hog, die sich im Vorjahr noch per Crowdfunding die Reise finanziert hatten, wiederholten das Abenteuer 2018 nicht mehr.

Schon im Vorjahr war die Zahl der Teilnehmer nicht groß gewesen und bei der UCI hatte man sich da schon gefragt, ob das in dieser Form eine Zukunft hat. Diese Fragen dürfte man sich gemeinsam mit dem Rechte-Inhaber, dem Großkonzern Wanda jetzt noch mal stellen.

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