Offizielle Webseite des Bund Deutscher Radfahrer e.V.
Jolanda Neff auf dem Weg zu ihrem ersten WM-Titel in der Elite-Klasse. Foto: Erhard Goller
09.09.2017 06:54
Neff erstmals Elite-Weltmeisterin - Grobert Elfte

Cairns (rad-net) - Die Deutsche Vize-Meisterin Helen Grobert hat bei der Cross-Country-Weltmeisterschaft in Cairns (Australien) als beste Deutsche Rang elf belegt. Den Titel holte Jolanda Neff aus der Schweiz, 2:23 Minuten vor der Britin Annie Last und 3:04 Minuten vor Ex-Weltmeisterin Pauline Ferrand Prevot aus Frankreich.

Helen Grobert wollte aus ihrer Startposition 28 möglichst rasch nach vorne kommen. Das gelang in der 1,6 Kilometer langen Startrunde auch ganz ordentlich. Als 13. ging sie in Runde eins von sechs. In dieser Region kämpfte Helen Grobert bis zum Ende. So richtig nach vorne, konnte sich die 25-Jährige aus Weilheim-Remetschwiel nicht mehr bewegen.

In der Vorbereitung auf die WM hatte sie sich einen Infekt geholt, der intensive Einheiten über fast zwei Wochen nicht erlaubte. «Die Vorbereitung war schwierig, aber ich musste das abhaken. Ich habe alles gegeben und das war das Ziel. Unter diesen Umständen bin ich echt zufrieden. Platz elf ist ordentlich, darauf kann man aufbauen», kommentierte Grobert ihr Ergebnis.

Die beiden anderen Deutschen hatten kein Glück. Bei Adelheid Morath brach zu Beginn von Runde eins der Sattel, so dass sie eine halbe Runde lang ohne unterwegs war und dann an die Technische Zone musste. Mehr als Rang 23 (+7:15) war nicht mehr möglich. Wie gut sie eigentlich drauf war, zeigen zwei Rundenzeiten mit dem fünftbesten Wert.

Sabine Spitz hatte in der Startphase erst Pech, weil vor ihr die Polin Maja Wloszczowska in ihre Linie kam. «Ich musste abbremsen, damit ich nicht im Absperrband hängen bleibe», erklärte sie im Ziel. Das größere Problem war jedoch ein Sturz in einer Felspassage, wodurch sich ihr Lenker derart verbog, dass sie ihn nicht mehr gerade bekam und dann doch an der Technischen Zone anhalten musste. Am Ende blieb nur Rang 32 (+10:46) für die 45-Jährige. «Schade, beim Aufwärmen habe ich eigentlich sehr gut gefühlt», schüttelte Spitz den Kopf.

Mit dem Kampf um die Medaillen hatte das deutsche Trio also nichts zu tun.

Da erwischte Jolanda Neff in Cairns den gewohnt guten Start und verursachte sofort Druck auf die Konkurrenz. Nachdem Linda Indergand (Schweiz) schwer gestürzt war, übernahm die Britin Annie Last kurz die Spitze und beschleunigte, doch die Lenzerheide-Siegerin merkte gleich, dass Neff ohne Mühe am Hinterrad blieb. Neff ging vorbei und in Runde zwei konnte auch Last dem eleganten und kraftvollen Tritt der Ex-Europameisterin nicht mehr Paroli bieten.

Jolanda Neff zog vorne ihre Kreise und als Pauline Ferrand Prevot, die eine Aufholjagd gestartet hatte und teilweise schneller unterwegs war als Neff, per Defekt an der Technischen Zone anhalten musste, gab es ohnehin nichts mehr, was die Fahrt aus einem Guss aufhalten konnte.

Jolanda Neff holte sich damit nach drei U23-Titeln zum ersten Mal das Regenbogen-Jersey in der Elite-Klasse. Und das nach einer ersten Saisonhälfte, in der sie viel Kritik einstecken musste. Das Studium, das sie vor einem Jahr begonnen hat, ließ nicht die gewohnten Ergebnisse zu. Und bei der Europameisterschaften nahm sie sich selbst durch einen Trainingssturz die Chancen. Die Folgen waren in Cairns zwar immer noch nicht ganz ausgeheilt, doch davon war an diesem Tag in der trockenen Hitze in Queensland nichts zu spüren.

«Ich habe keine Worte, ich bin einfach nur glücklich», sagte sie mit bewegter Stimme. «Wir hatten einen perfekten Plan. Es war wichtig am Anfang an der Spitze zu sein, das hat super geklappt und ich musste nur noch vorne bleiben», erklärte Neff.

Nach all den Schwierigkeiten in dieser Saison, ausgelöst durch das im Herbst begonnene Studium, sei sie inzwischen geübt «im Hürdenlauf», sagte Neff. «Es ist einfach großartig, dass ich zum Saisonende meine Topform finden konnte. Ich weiß, die letzten beiden Jahre hat es bei den Höhepunkten nicht geklappt, aber es gab immer triftige Gründe dafür, die ich kannte. Ich wusste, dass ich schnell sein kann, wenn alles stimmt.»

Zurück