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Simon Stiebjahn (vorne) übernahm Gelb von Julian Schelb (hinten). Foto: Erhard Goller
12.08.2017 15:15
Rothaus Bike Giro: Schelb hat Pech und verliert Gelb

Altglashütten (rad-net) - Durch einen Kettenriss hat der Münstertäler Julian Schelb auf der dritten Etappe des Rothaus Bike Giro das Gelbe Trikot verloren. Simon Stiebjahn (Titisee-Neustadt) gewann die Etappe in einem spannenden Finish vor Moritz Milatz (Freiburg) und Nicola Rohrbach (Schweiz) und übernahm das Gelbe Trikot. Bei den Damen siegte nach 76,6 Kilometern Adelheid Morath (Freiburg) und löste die Zweite Clarissa Mai (Hausach) als Gesamtführende ab.

Nach knapp 50 Kilometer, im Anstieg zum Hochfirst, nutzte Simon Stiebjahn einen Singletrail, um die bis dahin noch über zehn Fahrer zählende Gruppe zu dezimieren. Übrig blieben fünf Fahrer. Dieses Quintett fuhr gemeinsam von Lenzkirch in Richtung Altglashütten, als eine Vorentscheidung, nicht nur im Kampf um den Tagessieg, fiel.

Etwa 17 Kilometer vor dem Ziel riss beim Träger des Gelben Trikots die Kette. Der Münstertäler Julian Schelb, der bis dahin weiterhin einen starken Eindruck hinterlassen hatte, verlor als Tages-15. über acht Minuten und damit alle Chancen auf den Gesamtsieg.

Von hinten fuhr der Tscheche Matous Ulman noch mal auf, doch Simon Stiebjahn und Moritz Milatz rissen dann eine kleine Lücke. Während Markus Bauer im steilen Anstieg nach Altglashütten Farbe bekennen musste, konnten Ulman und Nicola Rohrbach noch mal aufschließen.

Im Finale nutzte Simon Stiebjahn seine Streckenkenntnis. Als Rohrbach vor der Skibrücke über die Bundesstraße anzog, ging Stiebjahn mit. «Ich wusste, dass es auf den letzten 400 Metern auf der Wiese noch mal richtig schwer wird, weil es so holpert», so Stiebjahn zum Finale. Er ging im richtigen Moment vorbei und ließ sich seinen ersten Etappensieg nicht mehr abjagen.

«Es war eine sehr harte Etappe. Aber sehr schade, dass ich das Gelbe Trikot so übernehme. Ich hätte es gerne ehrlich erobert. Es gut mir echt leid für Julian, war richtig stark», erklärte Stiebjahn, der mit einem Vorsprung von fünf Sekunden auf Moritz Milatz nach 3:12:47 Stunden das Ziel erreichte.

24 Sekunden liegt er vor der abschließenden Etappe in Feldberg jetzt vor Moritz Milatz. Der ärgerte sich über den verpassten Etappensieg. «Wie lange ich schon kein Rennen mehr gewonnen habe. Heute war ich so nah dran», schüttelte er den Kopf. «Ich wusste einfach nie, wie weit es noch bis zum Ziel ist», verwies er auf seine fehlende Streckenkenntnis.

Dennoch lässt die finale Etappe mit 54,6 Kilometern mit 1660 Höhenmetern noch viele Optionen offen.

Nicola Rohrbach belegte Platz drei (+0:13). «Es ging heute schon viel besser als gestern. Da hatte ich muskuläre Probleme», konstatierte der Schweizer. Nach drei Wochen Rennpause sei es klar gewesen, dass er noch nicht voll konkurrenzfähig sein würde. «Ich werde die volle Cyclo-Cross-Saison fahren und ich nutze den Rothaus Bike Giro als Formaufbau», erklärte der Cape-Epic-Dritte von diesem Jahr. «Mal schauen wie es morgen geht.»

Markus Bauer rutschte hinter Kreidler-Teamkollege Milatz auf den dritten Gesamtrang, war aber mit seiner Leistung zufrieden. «Nach Altglashütten musste ich einmal kurz loslassen und bin dann mit Matous und Niggi nicht mehr nach vorne gekommen. Aber ich bin mit meiner Form sehr zufrieden und wie ich fahre. Ich hoffe, ich kann meinen Platz auf dem Podium morgen verteidigen», sagte Bauer, der als Fünfter (+1:18) das Ziel erreichte und 1:37 Minuten zurückliegt. Rohrbach liegt ihm allerdings im Nacken.

Damen: Morath reißt die Lücke im Trail
5:37 Minuten brachte Adelheid Morath auf der Königsetappe zwischen sich und Clarissa Mai und drehte den Spieß nach ihrem Pech vom Tag zuvor wieder um.

In der Anfangsphase der Etappe ging es aus Sicht der beiden besten Damen etwas turbulent zu. «Unabsichtlich», wie es Adelheid Morath formulierte, hätte sie gegenüber Clarissas Mai mal einen Vorsprung heraus gefahren, den die Hausacherin im Verbund mit einer Männer-Gruppe wieder egalisieren konnte. Dann fiel Morath für kurze Zeit sogar hinter Mai zurück. «Ich habe eine Abkürzung übersehen und war auf einmal hinter ihr», erklärte die Freiburgerin. Das wiederum irritierte Clarissa Mai etwas.

Letztlich war das aber nur Geplänkel. Richtig zur Sache ging es in einem Singletrail-Anstieg nach der Hochfirst-Schanze in Titisee-Neustadt. Dort machte Adelheid Morath Druck. «Ich habe bin im Trail meinen Rhythmus gefahren und konnte eine Lücke reißen. Ich habe versucht am Berg Zeit gutzumachen und das hat auch geklappt. Danach hatte ich eine Männergruppe, in der wir gut zusammen gearbeitet haben. Am letzten Anstieg bin ich dann meinen Rhythmus gefahren», erklärte Morath wie sie zu ihrem großen Vorsprung kam.

«Die tiefen Temperaturen haben es heute ganz schön hart gemacht. Aber die Strecke mit den Trails hat mir heute besser gefallen als das viele Windschatten-Fahren von gestern», so die 33-Jährige.

Clarissa Mai kam ebenfalls ziemlich verfroren an der Feldberg-Talstation an. Ein männlicher Begleiter warf der U23-Fahrerin ein herbes, aber freundlich gemeintes «du bist eine zähe Sau», zu. Clarissa Mai lachte. «Ich habe mich den letzten Anstieg voll hochgekämpft und so viel Gels genommen wie noch nie.»

Sie zeigte sich nicht enttäuscht, dass die Zeit im Gelben Trikot nach einem Tag schon wieder vorbei war. «Adelheid ist Profi und hat schon einige Etappenrennen gefahren in ihrer Karriere. Da sollte sie schon vorne sein. Ich bin auf jeden Fall zufrieden, wie es für mich läuft», meinte Mai, die nach der vierten Verpflegungszone in Altglashütten den Rest alleine bewältigen musste.

Als Dritte feierte Miriam Oeschger Podiums-Premiere. 9:08 Minuten nach Morath (3:52:30) passierte sie, ebenfalls frierend die Ziellinie. «Ich habe ein klein wenig mit einem Podest-Platz beim Giro geliebäugelt. Aber, dass es auf der Königsetappe klappt, damit hätte ich nicht gerechnet», sagte Oeschger, die erst spät mit dem MTB-Sport begonnen hat. Auf der ersten Abfahrt hätte sie «nichts riskiert» und deshalb auch erst mal wieder Positionen gut machen müssen. An den ersten beiden Tagen sei es noch nicht so gut gelaufen. «Gestern ging die ersten 30 Kilometer gar nix», schüttelte Oeschger den Kopf.

Nachdem Helen Grobert (Cannondale Factory Racing) wie angekündigt nicht mehr angetreten ist, schob sich Oeschger mit ihrem dritten Rang am Feldberg an der Luxemburgerin Fabienne Schaus (LC Tetange) vorbei und hat jetzt eine gute Chance die Rundfahrt auf dem dritten Gesamtrang zu beenden.

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