Offizielle Webseite des Bund Deutscher Radfahrer e.V.
Mit Christoph Schweizer holte Schrittmacher Christian Dippel 2017 noch einmal EM-Silber. Foto: Mareike Engelbrecht
28.03.2018 13:14
Schrittmacher Christian Dippel beendet seine Karriere

Bielefeld (rad-net) - Mit Christian Dippel hat der weltweit erfolgreichste noch aktive Schrittmacher nun seine Laufbahn beendet. Der Bielefelder war beim Berliner Sechstagerennen im Januar schwer gestürzt und zog danach den Schlussstrich. Der 70-Jährige kann auf einen WM-, zwei EM- sowie mehrere Deutsche Meistertitel zurückblicken.

Am ersten Abend der Sixdays in Berlin, bevor das erste Dernyrennen richtig begonnen hatte, stürzte Dippel plötzlich unten in die Balustrade. Ihm sei schwarz vor Augen geworden, dadurch konnte er das Derny nicht mehr kontrollieren. Dabei zog er sich einen Bruch des linken Oberarms, mehrere Rippenbrüche, eine Verletzung an der Milz sowie an den Bändern an der Halswirbelsäule zu. Mehrere Tage musste das Urgestein des Bielefelder Stehersports in einem Berliner Krankenhaus verbringen und mehrmals operiert werden, ehe er endlich nach Hause konnte.

Damit stand auch der Entschluss fest, dass er nicht mehr als Schrittmacher seine Runden auf der Bahn drehen würde. «Es sollte sowieso mein letztes Jahr als Schrittmacher sein und ich wollte es langsam auslaufen lassen. Nach dem Sturz war für mich klar, dass sofort Schluss ist, da ich ja auch nicht wusste, wie lange die Heilung dauern würde», erklärt Dippel im Gespräch mit rad-net. Etwas wie Wehmut verspürt der sympathische Ostwestfale mit dem Schnauzbart nicht: «Ich habe damit komplett abgeschlossen. Vielleicht kribbelt es nochmal, wenn die ersten Rennen kommen. Aber wenn Schluss ist, dann ist Schluss.»

Bevor Christian Dippel als Schrittmacher aufs Derny und die schweren Stehermaschinen stieg, war er selbst sechs Jahre als Rennfahrer auf Straße, Bahn und im Gelände als Querfeldeinfahrer aktiv. «Als die Bundeswehrzeit kam, war dann nicht mehr viel Zeit für Training. Dann habe ich mich einfach auf die Maschine gesetzt, damals noch mit den schweren Sitzmotoren, von denen wir drei in Bielefeld haben. Das war 1970. Ich bin einfach trainieren gefahren und habe Hennes Junkermann vorbereitet. So bin ich ins Geschäft eingestiegen», erzählt Dippel. Die Rennen fuhr Junkermann mit dem französischen Schrittmacher Adolphe Laval und wurde 1970 Europameister.

Lange sollten dann die ersten Erfolge für Dippel auch nicht auf sich warten lassen. 1976 wurde Christian Dippel mit Rainer Podlesch in Frankfurt am Main Deutscher Meister der Amateur-Steher, ehe er in den Achtzigerjahren richtig einschlug. Neben einigen weiteren DM-Titel gab es dort für Dippel 1982 EM-Gold bei den Profi-Stehern mit Horst Schütz und 1984 feierte er in Barcelona mit dem Gewinn des Weltmeistertitels, ebenfalls mit Schütz, seinen größten Erfolg. 1997 folgte, mit dem Italiener Sabino Cannone an seiner Rolle, sein zweiter EM-Titel bei den Stehern. Auch in den letzten Jahren bauten die Rennfahrer noch auf das Können und die Erfahrung des Bielefelders. Im August 2017 führte Christian Dippel Christoph Schweizer in Hannover zu EM-Silber hinter dem Derny und feierte damit seinen letzten größeren Erfolg.

Den ersten DM-Sieg und den WM-Titel bezeichnet Dippel als seine schönsten Erlebnisse als Schrittmacher. Als Rennfahrer beeindruckt und besonders in Erinnerung geblieben ist Christian Dippel Rainer Podlesch. «Er hat mich damals mit aufgebaut. Aber es gab mehrere Fahrer, mit denen ich gut befreundet war. Die gingen bei uns Zuhause ja auch ein und aus», so Dippel.

Auch wenn der Bielefelder jetzt keine Runden mehr auf den Radrennbahnen drehen wird, so wird er die Steher- und Dernyrennen dennoch weiter aktiv verfolgen. «Auf jeden Fall!», so Dippel auf die Frage, ob man ihn künftig noch als Zuschauer auf den Bahnen sehen wird. «Wenn André fährt, komme ich mit.» Sein Sohn André Dippel ist ebenfalls als Schrittmacher aktiv und wurde unter anderem schon zweimal Europameister mit dem Schweizer Giuseppe Atzeni. «Er hat sich alles von mir abgeguckt, viel brauchte ich ihm nicht erklären», sagt Christian Dippel nicht ohne Stolz. «Mir hat früher auch keiner was gesagt. Ich musste mich einfach auf den Motor setzen und losfahren. Die alten Schrittmacher haben dann schon gemeckert, wenn man was falsch gemacht hat. Da wusste man dann Bescheid.»

Am Pfingstsonntag, den 20. Mai, wird Christian Dippel im Rahmen des Pfingstpreises der Steher auf der Radrennbahn in Forst offiziell verabschiedet und in den Ruhestand geschickt.

Zurück