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Veröffentlicht am
09.02.2020 14:28:38

Tankwa Trek: Stiebjahn und Huber triumphieren

Simon Stiebjahn, David Nordemann, Simon Schneller und Sebastian Carstensen Fini (v. re.) auf der Strecke des Tankwa Trek. Foto: Zoon Cronje
Simon Stiebjahn, David Nordemann, Simon Schneller und Sebastian Carstensen Fini (v. re.) auf der Strecke des Tankwa Trek. Foto: Zoon Cronje

Kapstadt (rad-net) - Simon Stiebjahn und Urs Huber haben das viertägige Etappenrennen Momentum Health Tankwa Trek in Südafrika für sich entschieden. Das Duo vom Team Bulls gewann vor David Nordemann/Sebastian Carstensen Fini und Tristan de Lange/Alexander Miler aus Namibia. Die Titelverteidiger Manuel Fumic und Henrique Avancini hatten zweimal großes Defektpech. Bei den Damen landeten Nadine Rieder/Jennie Stenerhag und Adelheid Morath/Robyn de Groot hinter Candice Lill/Mariske Strauss auf den Plätzen zwei und drei.

Für Manuel Fumic und Henrique Avancini war die Hoffnung den Gesamtsieg bereits nach der ersten Etappe erledigt. Es gab auf dem 24,5 Kilometer langen Kurs in Kaleo viele Defekte und Stürze. Auch Urs Huber und Simon Stiebjahn verzeichneten zwei Hinterrad-Platten. Doch den Deutschen und den Brasilianer von Cannondale erwischte es am schlimmsten.

Sie lagen gemeinsam mit David Nordemann/Sebastian Carstensen Fini (CST PostNL Bafang) in Führung, als Fumic mit dem Vorderrad einen Stein erwischte, der an sein Kettenblatt sprang. So stark, dass das Kettenblatt sich fast von der Kurbel gelöst hätte. Es hätte keine Möglichkeit gegeben, das zu reparieren, erklärte Avancini. Also musste Fumic die verbleibenden elf Kilometer laufen, beziehungsweise von seinem Teamkollegen geschoben werden. Eine halbe Stunde verlor das Duo auf die Etappensieger Nordemann/Fini. Bei denen stürzte Nordemann zwar sechs Kilometer vor dem Ziel, doch es reichte, um mit 35 Sekunden Vorsprung auf Maxime Marotte/Grant Ferguson (Cannondale 2) zu gewinnen.

Auch am zweiten Tag waren Fumic und Avancini vorne raus, doch wieder stoppte sie ein Defekt. Dafür kamen Simon Stiebjahn und Urs Huber auf den 84 Kilometern immer besser ins Rollen. Am Witzenberg fuhren sie einen Vorsprung heraus und ließen sich dann nicht mehr bremsen. Der Schwarzwälder und der Schweizer gewannen die Etappe, 1:02 Minuten vor David Nordemann/Sebastian Carstensen Fini. 1:02 Minuten hatte ihr Rückstand vom ersten Tag betragen, so dass sie mit nur 75 Tausendstel Vorsprung ins Gelbe Trikot schlüpften.

An diesem zweiten Tag wurden Fumic/Avancini nach einem weiteren Defekt Tagessechste, am dritten kamen sie endlich durch. Und die Konkurrenz ließ sie auch gewähren. Aus einer drei Teams starken Spitzengruppe fuhren sie nach etwa 50 Kilometern davon und siegten mit 3:28 Minuten Vorsprung auf Urs Huber und Simon Stiebjahn, die damit ihre knappe Gesamtführung ausbauen konnten. Dabei hatten sie am «Merino Monster», einem 20 Kilometer langen Anstieg, hervorragende Unterstützung durch ihre jungen Teamkollegen Simon Schneller und Martin Frey. So verloren Nordemann und Fini den Anschluss, kamen in der Abfahrt noch mal heran, doch im Kampf um den zweiten Tagesrang brachte ein Reifendefekt von Carstensen Fini, fünf Kilometer vor dem Ziel, die Entscheidung zugunsten des Bulls-Duos, das den Vorsprung auf knapp zwei Minuten ausbauen konnte.

Auch am letzten Tag (89 Kilometer) dominierten Fumic und Avancini. Dahinter ließ Bulls aber nichts mehr anbrennen. Nur kurz gerieten Huber und Stiebjahn ins Schwitzen, als sie sich auf einer Abfahrt einen Defekt einhandelten. «Zum Glück kurz vor der Technischen Zone», so Stiebjahn. Sie konnten rasch wechseln und mit ihrem Backup-Team Martin Frey/Simon Schneller das Rennen fortsetzen. Die beiden Youngster eroberten hinter der Cannondale-Paarung schließlich den verdienten zweiten Etappenplatz (+2:12) und vor Huber/Stiebjahn (+2:12), die sich mit 3:31 Minute Vorsprung auf Nordemann/Fini zum Gesamtsieger kürten.

«Meine Verfassung passt so weit, aber für das Cape Epic liegt noch etwas Arbeit vor mir», kommentierte Simon Stiebjahn seinen ersten Erfolg beim Tankwa Trek.

Für Manuel Fumic und Henrique Avancini reichte es trotz der zwei Etappensiege nur zu Platz acht (+26:17). «Das war Pech an den ersten beiden Tagen», meinte Fumic, zog aber dennoch Positives aus den ersten vier Wettkampftagen. «Wir konnten uns an allen vier Tagen vom Feld absetzen. Hätte, wäre, wenn..., das zählt natürlich nicht. Aber ich bin trotzdem zufrieden, weil es gut war vor dem Cape Epic mit Henrique noch mal ein Rennen zu fahren», kommentierte er. Und im Blick auf seine anstehende letzte Saison: «Im Vergleich zum letzten Jahr bin ich viel besser über den Winter gekommen. Ich bin nicht krank geworden und das Training lief super.»

Stark verkaufte sich auch das junge Bulls-Duo Frey/Schneller. Der deutsche U23-Meister zeigte am Berg eine bemerkenswert gute Vorstellung. Es reichte allerdings nur zu Platz elf in der Gesamtwertung (+40:59), weil Schneller zugunsten seiner Teamkollegen Huber/Stiebjahn am Merino Monster mehr als zwei Minuten vor Frey die Zwischenzeitmessung passierte. Eine halbe Stunde Penalty gab es dafür. Ohne diese Zeitstrafe wären sie Vierte geworden, noch vor ihren Teamkollegen Karl Platt/Alban Lakata, die mit 21:04 Minuten Differenz Gesamtrang sieben belegten.

Damen: Defekt kostet Rieder und Stenerhag den Gesamtsieg
Die Südafrikanerinnen Candice Lill und Mariske Strauss (Faces) hatten bei den Damen am ersten Tag die Führung übernommen. Sie gewannen die 24,5 Kilometer kurze Etappe 1:18 Minuten vor dem Ghost-Duo Anne Terpstra/Barbara Benko und 1:25 Minuten vor Nadine Rieder/Jennie Stenerhag (Team Fairtree). Adelheid Morath und Robyn de Groot (Dormakaba Blue) waren weitere drei Sekunden dahinter Vierte.

Nachdem Barbara Benko aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, übernahmen auf der zweiten Etappe übernahmen Rieder und Stenerhag die Regie. Rieder setzte am zehn Kilometer langen Witzenberg das Tempo, Stenerhag blieb dran und nach 84 Kilometern waren sie 3:06 Minuten vor Morath/de Groot im Ziel und 4:09 Minuten vor Lill/Strauss. Damit gingen sie als Leaderinnen auf den dritten Tagesabschnitt.

Die 89 Kilometer des dritten Tags, inklusive des «Merino Monster» genannten 20-Kilometer-Anstiegs, machte die Gesamtwertung wieder spannender. Adelheid Morath und Robyn de Groot gewannen die Etappe mit 30 Sekunden Vorsprung auf Candice Lill und Mariske Strauss. Die Britinnen Annie Last und Isla Short eroberten als Dritte das Podest (+1:50). Nadine Rieder und Jennie Stenerhag erreichten das Ziel mit 2:37 Minuten Rückstand als Vierte das Ziel. Rieder hatte am Berg einen starken Eindruck hinterlassen, doch Stenerhag konnte nicht ganz mithalten. Auf der Abfahrt vom Merino Monster holte sich die Allgäuerin allerdings einen Reifendefekt. Das deutsch-schwedische Duo rettete in der Gesamtwertung aber knapp 33 Sekunden Vorsprung auf die Schlussetappe.

Vier Sekunden dahinter gingen Lill/Strauss auf die letzten 88 Kilometer. Dieses Duo griff ab Kilometer 40 an einem fünf Kilometer langen Berg an. Lill und Strauss entkamen, Rieder und Stenerhag blieben aber noch in Schlagdistanz. «Im folgenden langen Singletrail konnten wir die Lücke aber nicht mehr schließen», erklärte Nadine Rieder. Sie selbst hätte die Attacke mitgehen können, doch Stenerhag war dazu nicht in der Lage. So verloren sie als Tageszweite 2:44 Minuten und mussten damit am letzten Tag auch den möglichen Gesamtsieg hergeben. «Leider hatten wir auf Etappe eins und drei Defekt- und Sturzpech, so dass wir insgesamt sieben Minuten verloren haben. Das ist natürlich ärgerlich, weil uns das den Gesamtsieg gekostet hat. Wichtiger ist aber, dass wir als Team sehr gut harmoniereen und die Form passt», bilanzierte Rieder. Besonders am Berg scheint die Sonthofenerin einen weiteren Schritt nach vorne gemacht zu haben. «Ich habe immer wieder gemerkt, dass ich die Stärkste bin. Das ist ein neues und tolles Gefühl», so Rieder, die bisher nicht als Kletterspezialistin galt.

Der Titel gehört eher Adelheid Morath. Die Freiburgerin war kurzfristig angereist und fühlte sich noch nicht wirklich «race ready», wie sie sagte. «Es war ein ziemlich harter Einstieg in die Saison und auf einem neuen Bike», meinte Morath. «Ich bin zufireden und weiß an was ich aufbauen kann. Und es war ein schönes Abenteuer im Zelt zu schlafen», erklärte Morath, die zum Schluss als Tagesdritte mit Robyn de Groot 9:14 Minuten Rückstand hatten.

Lia Schrievers (German Technology Racing) fuhr das Etappenrennen gemeinsam mit Ariane Lüthi. Sie steigerten sich von Tag zu Tag und beendeten am 22. Geburtstag der deutschen Sprint-Meisterin aus Bayreuth ihr erstes gemeinsames Intermezzo auf Gesamtrang vier (+32:20).

Sabine Spitz, die ihre Karriere eigentlich beendet hat, fuhr mit Amy McDougall für Dormakaba Red auf Gesamtrang sechs (+48:51).