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Veröffentlicht am
17.08.2023 12:32:32

BDR zieht zufriedene Bilanz bei Super-WM

Pauline Grabosch, Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich (v. li.) holten den WM-Titel im Teamsprint. Foto: BDR
Pauline Grabosch, Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich (v. li.) holten den WM-Titel im Teamsprint. Foto: BDR

Frankfurt (rad-net) - Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hat bei der Premiere der Super-WM in Glasgow gut abgeschnitten und insgesamt elf Gold-, neun Silber- und sechs Bronzemedaillen gewonnen. Das ist ein ähnliches Resultat wie 2022, als man in diesen Disziplinen an unterschiedlichen Wettkampfstätten elf Gold-, elf Silber- und sechs Bronzemedaillen mit nach Hause brachte. Herausragend waren einmal mehr die Hallenradsportler mit sechs Gold- und vier Silbermedaillen.

Auf der Bahn gab es eine Gold- und eine Silbermedaille weniger als 2022. Wieder einmal waren die Sprinterinnen die erfolgreichsten BDR-Teilnehmerinnen in Glasgow. Emma Hinze gewann zweimal Gold - im Teamsprint und im 500 Meter Zeitfahren. Lea Friedrich stand – wie Pauline Grabosch – ebenfalls im Teamsprint ganz oben auf dem Treppchen. Außerdem gewann die 23-Jährige Friedrich Silber im Sprint und jeweils Bronze im Keirin und im 500-Meter-Zeitfahren. In den Ausdauerdisziplinen gab es diesmal nur einmal Silber. Franziska Brauße fuhr in der Einerverfolgung auf den zweiten Platz hinter der neuen Weltmeisterin Chloe Dygert (USA). Im Ausdauerbereich muss daher noch einiges getan werden, um für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr optimal gerüstet zu sein. Aber einen wichtigen Meilenstein haben die Verfolger in Glasgow gemeistert: Sie sind der Olympia-Qualifikation für Paris ein großes Stück nähergekommen.

«Die Bahnergbnisse spiegeln für uns Licht und Schatten zugleich wider», urteilte BDR-Sportdirektor Patrick Moster. «Wir haben keine Überraschungen gesehen, weder bei uns noch bei den direkten Konkurrenten, das meiste ist so eingetroffen wie erwartet. Im Kurzzeitbereich der Frauen bestimmen wir weiter die Weltspitze, im Kurzzeitbereich der Männer und in den Ausdauer-Disziplinen lagen wir nicht ganz vorn, haben aber das Minimalziel - nämlich die Absicherung der Quotenplätze für Olympia - erreicht und das lässt mich zuversichtlich in Richtung Paris blicken», so Moster.

Auf der Straße haben die Zeitfahrer im Männerbereich dagegen die Chance auf einen zweiten Startplatz für das Einzelzeitfahren verpasst. Nur zwei Sekunden fehlten Lennard Kämna, um im Nationenranking diesen Startplatz abzusichern. «Das habe ich erst nach dem Rennen erfahren, und das ist sehr ärgerlich» sagte der Bora-hansgrohe Profi, der im Kampf gegen die Uhr eine gute Leistung bot. Die Frauen konnten den Traum vom Edelmetall für ihre Kapitänin Liane Lippert nicht verwirklichen, haben aber eine gute Vorstellung geboten. Noch stärker war die Mannschaftsleistung in der Kategorie U23, wo Moritz Kretschy einer der besten Fahrer des Rennens war und am Ende Rang sechs belegte. Die Junioren haben in Glasgow unterdessen voll überzeugt: Paul Fietzke gewann Silber im Straßenrennen, und Louis Leidert jubelte im Zeitfahren über Bronze. Bronze gab es auch für die erfolgreiche Mixed-Staffel, bestehend aus Jannik Steimle, Miguel Heidemann, Max Walscheid, Ricarda Bauernfeind, Franziska Koch und Lisa Klein. Und über allem strahlt die Goldmedaille von Antonia Niedermaier, die im Einzelzeitfahren der Frauen U23 die Beste war.

«Die professionellen Strukturen, mit denen wir zusammenarbeiten müssen, spiegelt unseren internationalen Leistungsstandard wider. Im Männerbereich haben wir nur ein deutsches Profiteam mit wenigen deutschen Profis, da haben wir im Vergleich zu Nationen wie den Niederlanden, Belgien oder Frankreich nicht die Voraussetzungen, um bei internationalen Meisterschaften ganz vorn mithalten zu können,» erklärt Patrick Moster, warum kein deutscher Profi im Straßenrennen im Finale vorn lag. Bei den Frauen sei dies differenzierter zu sehen, auch wenn die Breite wesentlich geringer ist. «Mit Canyon-Sram und Ceratizit-WNT haben wir zwei Top-Teams, die ihren Schwerpunkt in Deutschland setzen und auch deutsche Fahrerinnen fördern. Das stärkt uns in diesem Bereich», sagt der Sportdirektor. «Mit den Leistungen in den Nachwuchsklassen konnten wir einmal mehr die Effektivität unseres Sichtungs- und Nachwuchsprogramm unter Beweis stellen.»

Im Mountainbike war die Medaillenausbeute gering. Zwar gab es im Marathon zweimal Bronze durch Adelheid Morath und Lukas Baum, und Juniorenfahrer Henri Kiefer siegte im Downhill, und im E-MTB jubelte Sofia Wiedenroth über Silber, doch in den olympischen Disziplinen ging man in allen Altersklassen leer aus. Der Abstand zur Weltspitze ist aber geringer, als es den Anschein hat. Die Frauen waren im Cross-Country-Rennen sehr stark und überzeugten mit drei Platzierungen unter den besten 20. Bei den Männern war Luca Schwarzbauer Weltklasse und holte zwei neunte Plätze: Im olympischen Cross-Country und im Short Track.

«Auch im Mountainbike sind die professionellen Strukturen bei anderen Nationen besser,» weiß Patrick Moster, der aber besonders den neunten Platz von Luca Schwarzbauer hervorhebt. «Das war echt stark. Schade, dass es nicht Rang acht war. Aber auch da schaue ich positiv in Richtung Paris 2024.»

In den sogenannten «Randsportarten» blieben die BMX Racer und die Freestyler ohne Medaillen, überzeugten aber auch teilweise mit guten Platzierungen. Vor allem die Ergebnisse im Trial dürfen sich sehen lassen: Nina Reichenbach verteidigte souverän den Titel bei den Frauen, Oliver Widmann gewann Silber bei den Männern 26 Zoll.

Und über allem strahlen einmal mehr die Hallenradsportler. Sie räumten in Glasgow fast alles ab: Doppelsiege im 1er-Kunstradfahren bei den Männern und Frauen, Doppelsieg im 2er-Kunstradfahren der offenen Klasse, Triumph im 2er der Frauen, Silber im Vierer. Im Kunstradfahren sei vor allem der siebte Sieg in Folge von Lukas Kohl erwähnt und das sechste Gold durch die 2er-Paarung Serafin Schefold und Max Hanselmann. Gleich zweimal Gold gab es im Radball. Neben den Männern, die mit Raphael und André Kopp die Schweiz vom Feld fegten, gab es bei den Frauen einen historischen Sieg durch Nadine Weber und Claire Feyler, die als erste Radball-Weltmeisterinnen in die Geschichte eingehen.

Weitere deutsche Medaillen gab es auch im Gran Fondo und bei den BMX Cruisern, die aber hier nicht gesondert aufgeführt werden.

Die Paracycler, die diesmal gemeinsam mit dem BDR auftraten, waren in Glasgow überaus erfolgreich. Sie sammelten insgesamt 21 Medaillen auf Bahn und Straße. Einmal mehr überzeugte auch der 55-jährige Michael Teuber. Er holte nach Silber im Zeitfahren auch Bronze im C1-Straßenrennen und feierte seine insgesamt 38. WM-Medaille.

«Ich war überrascht, wie reibungslos in Glasgow alles funktionierte. Es war eine gelungene Veranstaltung, ein großes Radsport-Festival. Und ich freue mich, mit unseren Trainern und den Verantwortlichen in vier Jahren wieder Rahmenbedingungen für unsere Athletinnen und Athleten schaffen zu können, die ein ähnliches Abschneiden wie in Glasgow möglich macht», zog Moster ein positives Gesamtfazit.