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Auch das Peloton der Frauen macht sich Sorgen über die Corona-Pandemie. Foto: Archiv/A.S.O./ J. A. Delevaux
27.10.2020 13:47
Umfrage ergibt: Coronamaßnahmen im Frauenradsport schwieriger umzusetzen

Ouderkerk aan de Amstel (rad-net) - Kurz vor dem Ende einer außergewöhnlichen Saison hat die Fahrerinnenvereinigung der Frauen (The Cyclist's Alliance/TCA) die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, die die Umsetzung der Coronamaßnahmen im professionellen Frauenradsport thematisiert. Herauskam, dass die vorgegebenen Maßnahmen der UCI bei den Damenrennen scheinbar deutlich schwieriger umzusetzen sind, als bei den Männern.

Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr und der Neujustierung des UCI-Rennkalenders, hatte der Dachverband des Radsports im Mai ein Hygieneprotokoll veröffentlicht, das seitdem als Regelwerk für jegliche Organisatoren und Rennbeteiligte gilt. Neben Abstandregelungen, sorgt das Konzept für den Schutz des Fahrerfeldes, indem es verschiedene «Blasen» für die Teams, Wettbewerbsteilnehmer, Organisatoren und sogar die Medien vorsieht. Die Fahrerinnen und Fahrer sollen zudem vor jedem Event zweimal mittels PCR-Test getestet werden, um das Infektionsrisiko im Feld zu minimieren. Zusätzlich verpflichtet das Protokoll Organisatoren dazu, einen Covid-Beauftragten für das eigene Event zu bestimmen, sowie einen Covid-Arzt festzulegen, der die Umsetzung des Hygienekonzepts überwacht.

Die Umfrage der TCA hat nun ergeben, dass die Sicherheitsprotokolle bei vielen Damenrennen nicht oder nur teilweise eingehalten wurden. Laut Bericht der Vereinigung ergaben sich vier große Bereiche, in denen die Fahrerinnen ihre Sorgen äußerten. Der größte unter diesen befasste sich mit den Reisen während der Corona-Pandemie. 81,3 Prozent der Fahrerinnen gaben hier an, dass sie Angst hätten, sich bei den Transfers anzustecken, während 64,6 Prozent zugaben, sich wegen der Unterbringungen vor Ort, anderen Hotelgästen und den Restaurants und Buffets Sorgen zu machen. Rund 65 Prozent berichteten, dass die mangelhafte Durchsetzung der Hygienekonzepte in den Unterbringungen das Risiko einer Infektion maßgeblich erhöhe.

Die Umfrage unter den Fahrerinnen zeigte auch, dass verschiedene Gruppen sich während der Rennen nicht an die Maßnahmen hielten. 68,8 Prozent der Befragten gaben an, das Gefühl zu haben, dass die Zuschauer das Protokoll nicht einhielten, während 43,8 Prozent berichteten, dass einige Fahrerinnen die Regeln nicht korrekt befolgten und die notwendigen Corona-Tests vor dem Rennen ausließen. Zudem gaben 37,5 Prozent an, dass die Rennveranstalter die Protokolle nicht richtig beachteten, während 35,7 und 29,2 Prozent dies auch bei den Vertretern der Medien und Anti-Doping-Offiziellen beobachteten.

Trotz dieser Beobachtungen erwähnten 70,8 Prozent der befragten Athletinnen, dass die Rennorganisatoren das Coronaprotokoll respektierten, während 74,5 Prozent sogar berichteten, dass das eigene Team ein spezielles Hygienekonzept befolge. Gut 71 Prozent gaben auch an, dass die eigene Mannschaft einen Arzt ausgewiesen habe, der sich um die Corona-Angelegenheiten kümmere und zu dem jederzeit Kontakt aufgenommen werden könne, während 8,5 Prozent der Fahrerinnen sagten, zwar einen Teamarzt zu haben, diesen aber nicht kontaktieren zu dürfen. 19,6 Prozent gaben an, gar keinen Mannschaftsarzt zu haben.

Das letzte große Interessenfeld der Umfrage drehte sich um die PCR-Coronatests. Hier berichteten nur 45,8 Prozent der Teilnehmerinnen, dass ihr Team die Tests organisiere, während sich 20,8 Prozent alleine darum bemühen mussten. Ein Drittel der Befragten gab zu, dass es sich um eine Mischung handle und einige Tests durch das Team und andere durch die Fahrerin selbst organisiert würden. Immerhin berichteten aber knapp drei Viertel der Fahrerinnen, dass die Mannschaft für die Tests aufgekommen sei, während 8,5 Prozent die Analyse aus eigener Tasche bezahlten.

Nach den Ergebnissen der Umfrage, die nach dem Giro Rosa, Ende September erhoben wurde, hat sich die TCA nun mit der UCI in Verbindung gesetzt um zu klären, ab wann die Wettbewerbe ein zu großes Risiko darstellen und ob der Dachverband fähig ist, seine vorgegeben Coronamaßnahmen durchzusetzen. Zeitgleich stellte die Fahrerinnenvereinigung die sogenannten «Blasen» und deren Sicherheitsversprechen für die Teammitglieder in Frage, zumal es auch einige Fahrerinnen gibt, die neben ihrem Sport einen Beruf ausüben und dort entsprechend mehr Kontakte hätten. Auf eine Antwort seitens der UCI warte die TCA derzeitig noch.

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