Offizielle Webseite des Bund Deutscher Radfahrer e.V.
Fabio Jakobsen im Trainingslager in Calpe. Foto: instagram.com/fabiojakobsen
09.04.2021 16:40
Jakobsen: «Mit meinem Comeback habe ich bereits ein Ziel erreicht»

Nevşehir (rad-net) - Sieben Monate nach seinem schweren Sturz bei der Tour de Pologne kehrt Fabio Jakobsen am kommenden Wochenende ins Renngeschehen zurück. Der Profi ist im Aufgebot des Teams Deceuninck Quick-Step für die 56. Presidential Tour of Turkey. Vor seinem Debüt sei er «aufgeregt, ängstlich und etwas nervös» wie ein Neoprofi, aber er freue sich, wieder dabeizusein.

Ein bisschen Angst habe er vor seinem ersten Start seit August 2020 schon und, «aber ich möchte Rennen fahren, weil ich diesen Sport so sehr liebe». Und dieser erste Renneinsatz wird etwas Besonderes für den 24-Jährigen sein: «Mit meinem Comeback habe ich bereits ein Ziel erreicht. Meine Arme wieder in die Luft reißen zu können, wird hoffentlich mein nächstes Ziel sein.»

Der Niederländer hat eine schwere Zeit hinter sich, mit einigen Operationen und einem langen Rehabilitationsprozess, der auch nocht nicht ganz abgeschlossen ist. Beispielsweise fehlen Jakobsen noch einige Zähne und er hofft, dass sein Kieferknochen in drei bis vier Monaten wieder stark genug für die Implantate ist und der komplette Heilungsprozess im Sommer abgeschlossen ist.

Ohne seine Familie und Lebensgefährtin Delore Stougje hätte er es nicht geschafft. «Als ich aus Polen zurückkam, konnte ich mich nicht einmal selber waschen. Meine Freundin half mir dabei, genauso wie beim Essen.» Das habe das Paar so sehr zusammengeschweißt, dass Jakobsen seiner Freundin vor einigen Tagen einen Heiratsantrag gemacht hat. «Ich freue mich, dass sie 'ja' gesagt hat. Sowas macht einen wirklich glücklich.»

Nach und nach erholte sich Jakobsen und konnte im Dezember bereits beim Trainingslager von Deceuninck-Quick Step teilnehmen. «Da konnte ich meinen Teamkollegen nur hinterherfahren, aber im Trainingslager in Januar konnte ich schon alles mitfahren. Ich merke, wie es Schritt für Schritt vorwärts geht.» Und der nächste Schritt ist für den 24-Jährigen, wieder ins Renngeschehen einzusteigen. «Ich nehme es Schritt für Schritt. Man kann nicht erwarten, dass der erste Sprint für mich genauso wie früher ist. Wir werden sehen, wie es läuft und dann machen wir einen Plan, wie es weitergeht», erklärte Jakobsen, der die Unterstützung seines Teams Deceuninck-Quick Step sehr schätzt. «Ich denke, ich kann es noch, aber es wird etwas Zeit brauchen. Dennoch bin ich zuversichtlich.»

Fabio Jakobsen ist sogar so zuversichtlich, dass er schon von seinem ersten Sieg nach dieser schweren Zeit träumt. «Ich spüre im Training, dass es schon ganz gut läuft. Aber Training und Rennen sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Die Chancen liegen, denke ich, bei 50 Prozent, dass ich bereits in diesem Jahr wieder ein Rennen gewinnen kann. Vielleicht funktioniert das dieses Jahr nicht, aber dann hoffentlich 2022 oder 2023. Das ist der Horizont, den ich vor mir sehe.» Und es mache ihn stolz, dass seine Teamkollegen nach wie vor an ihn glauben. «Das motiviert mich total!»

Bei der Türkei-Rundfahrt will Jakobsen erst einmal wieder in den Rennrhythmus kommen. «Mit dem Team wollen wir Etappen gewinnen. Mein persönliches Ziel ist es, meinen Teamkollegen zu helfen, die acht Etappen zu beenden und mich erst einmal wieder ans Radrennenfahren und das Leben drumherum zu gewöhnen. Der alte Fabio muss irgendwo da drin sein und wir versuchen, ihn rauszuholen.» Und er freue sich darauf, Mark Cavendish zu unterstützen. «Ich werde gerne für Mark arbeiten. Ich habe großen Respekt vor seinen Erfolgen. Er ist einer der größten Sprinter!»

In Top-Form sei der ehemalige Niederländische Meister verständlicherweise noch nicht. «Aber die Basis ist gut. Nun arbeite ich an den letzten zehn bis 15 Prozent. Deswegen bin ich hier: um mich auf größere Rennen gegen Ende des Jahres vorzubereiten.» Die Tour of Turkey sei hierfür bewusst ausgewählt worden. «Bei einem Etappenrennen kann ich besser wieder reinkommen als bei einem Eintagesrennen, das ganz anders gefahren wird. Schließlich habe ich sieben Monate kein Rennen mehr gefahren und muss mich erst einmal wieder daran gewöhnen. Und hier sind nicht so viele WorldTour-Teams am Start. Es ist nicht so, dass die anderen Jungs nicht so hart Rennen fahren, aber es ist schon etwas anderes als ein WorldTour-Rennen.» Und die Sprinter haben bei der Rundfahrt ihre Chancen.

Das Team Deceuninck-Quick Step geht die Rundfahrt deshalb auch mit einer Mannschaft an, die voll auf die Sprints ausgerichtet ist. Neben Jakobsen und Cavendish sind mit Shane Archbold, Álvaro José Hodeg, Iljo Keisse und Stijn Steels vier weitere schnelle Männer am Start. Die Türkei-Rundfahrt startet am kommenden Sonntag, dem 11. April, in Nevşehir und endet nach acht Etappen und 1338,9 Kilometern in Kusadasi.

Zurück