Offizielle Webseite des Bund Deutscher Radfahrer e.V.
Lisa Brennauer ist die erfolgreichste deutsche Radsportlerin der vergangenen Jahre. Foto: BDR
16.04.2021 18:55
Road to Tokio: Brennauer fehlt nur noch olympisches Edelmetall

Frankfurt (rad-net) - Am 23. Juli sollen die Olympischen Spiele von Tokio eröffnet werden. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) wird in den vier Disziplinen Bahn, BMX, Mountainbike und Straße um olympisches Edelmetall kämpfen. In den kommenden Wochen stellen wir alle Olympia-Kandidaten des BDR vor. In der heutigen Folge präsentieren wir Lisa Brennauer, die sowohl auf der Bahn als auch auf der Straße eingesetzt wird.

Für Brennauer wären es die dritten Olympischen Spiele. Darum sitzt die Allgäuerin auch Tag für Tag auf dem Rennrad und trainiert fleißig. Und sie konnte in der noch jungen Saison bereits beachtliche Resultate einfahren. Bei der Flandern-Rundfahrt verpasste sie als Zweite hinter Annemiek van Vleuten nur knapp den Sieg, bei Gent-Wevelgem spurtete die Deutsche Meisterin auf Rang drei und bei der Healthy Ageing Tour wurde sie Gesamtzweite.

In London und Rio stand Brennauer schon am Start. «Ich habe tolle Erinnerungen an die vergangenen Spiele. Es war großartig, dort dabei sein zu dürfen, Teil der deutschen Mannschaft gewesen zu sein», schwärmt die 32-Jährige. «Davon träumt doch jeder Sportler.» In London sei sie aufgeregter gewesen, als in Rio, «weil es meine ersten Spiele waren und ich nicht wusste, was mich erwartet.» Die Spiele 2016 waren aber ebenso spannend und unvergesslich. «Ich weiß noch genau, dass ich Gänsehaut hatte, als ich, begleitet von meiner Familie, die in Rio dabei war, zum Start rollte. Das war nicht aus Nervosität, sondern mich hat das Gefühl überwältigt, es geschafft zu haben, beim Olympischen Straßenrennen starten zu dürfen.»

Ähnlich wird es ihr in Tokio ergehen, denn auch für eine so erfahrene Athletin wie Brennauer sind Olympische Spiele das Highlight der Karriere. Und nach dem Erfolg der Bahn-WM in Berlin, wo Brennauer mit dem Vierer Bronze und in der Einerverfolgung Silber gewann, ist sie noch motivierter. «Berlin hat gezeigt, dass eine Medaille auf der Bahn für uns greifbar ist. Wir haben in einer olympischen Disziplin eine Medaille gewonnen, das bedeutet viel», will sie in Tokio alles geben, um den Traum vom olympischen Edelmetall zu verwirklichen. Aber auch für die Straße ist Brennauer hoch ambitioniert. «Ich werde mich sehr konzentriert vorbereiten und zeigen, was ich drauf habe», verspricht sie.

Lisa Brennauer ist nach Judith Arndt die erfolgreichste deutsche Rennfahrerin, die sowohl auf der Straße als auch auf der Bahn international zu den Besten gehört. Dreimal war sie Weltmeisterin im Mannschaftszeitfahren auf der Straße, 2019 Vize-Welt- und Europameisterin im Teamzeitfahren der Nationalmannschaften. Ihren größten Triumph feierte sie 2014 als Weltmeisterin im Einzelzeitfahren auf der Straße im spanischen Ponferrada. «Jeder große Erfolg hat seine unglaublichen emotionalen Momente, die einem für immer bleiben, aber der WM-Titel im Einzelzeitfahren war schon besonders.»

Bei der gleichen WM gewann sie auch noch die Silbermedaille im Einzelrennen auf der Straße, und fügte ihrer Medaillensammlung 2015 in Richmond in den USA noch eine Bronzemedaille hinzu. Bei der EM in Glasgow wurde sie Europameisterin in der Einerverfolgung und Zweite mit der Mannschaft, um wenige Tage später zu EM-Bronze im Straßenrennen zu sausen. Diese Doppelbelastung schaffen nicht viele, Brennauer scheint sie mühelos wegzustecken. Auch in Tokio wird sie sowohl auf der Straße als auch auf der Bahn starten. Insgesamt zwölf Medaillen gewann die Allgäuerin bisher bei Welt- und Europameisterschaften in der Eliteklasse.

Bei all ihren Erfolgen ist Lisa Brennauer sehr bodenständig und empathisch. Sie ist geradlinig, ehrlich, ihrem Mitmenschen zugewandt. Auch im größten Rennstress verliert sie nie ihre Teamkolleginnen aus den Augen, ist mitfühlend, spürt, wenn sie gebraucht wird und weiß dann fast immer einen Rat. Obwohl erst 32 Jahre alt, ist sie so etwas wie die «Mutter der Kompanie», eine auf die immer Verlass ist, sportlich und vor allem menschlich. «Mit Lisas Rückkehr auf die Bahn kehrte der Erfolg zurück», sagt Bundestrainer Korff.

In Tokio soll zu den zwölf WM-und EM-Medaillen eine olympische hinzukommen. Das wäre die Krönung der erfolgreichen Karriere der Lisa Brennauer.


Zehn Fragen an Lisa Brennauer

Was war für dich dein bisher schönster sportlicher Erfolg?
Das ist eine schwierige Frage. Jeder große Erfolg hat seine unglaublichen emotionalen Momente, die einem für immer bleiben. Wenn ich nun echt einen wählen müsste würde ich sagen, der WM-Titel im Einzelzeitfahren in Ponferrada 2014.

Was motiviert dich?
Zielsetzung spielt hier eine zentrale Rolle. Ein Bild im Kopf auf dem Siegertreppchen ganz oben. Dazu kommen die kleinen Momente, neue Fortschritte die man im Training macht, bis hin zu neuen Bestleistungen die einen Tag für Tag motivieren.

Welche Vorbilder hast du?
Ich habe nicht wirklich Vorbilder aus dem Sport. Ich habe eine enge Verbindung zu meinen Eltern, die mich und meinen Bruder sehr unterstützen und uns immer den Rücken gestärkt haben. Ich würde sagen, dass sie schon eine gewisse Vorbildrolle für mich einnehmen.

Deine Lieblingsfächer in der Schule?
Sport und Englisch.

Dein Lieblingsessen?
Pizza.

Nenne deine persönliche Stärke und Schwäche?
Ich bin perfektionistisch. Das wird eine große Stärke, aber wohl auch gleichzeitig meine große Schwachstelle sein.

Auf was möchtest du nie verzichten?
Familie und Freunde.

Welchen Traum möchtest du dir im Leben noch erfüllen?
Familie bedeutet mir alles. Daher liegt mein Traum ein Haus zu bauen und eine Familie zu gründen nahe. Das aber erst irgendwann nach dem Radsport.

Was ist für dich ein perfekter Tag?
Ein leckeres Frühstück mit meiner Familie und meinem Partner, eine Ausfahrt auf dem Rad und ein Abend mit Freunden.


Steckbrief Lisa Brennauer

Team: WNT Rotor Pro Cycling
Geburtstag: 8. Juni 1988 in Kempten
Größe/Gewicht: 1,68 m/62 kg
Wohnort: Durach
Erfolge:
2004: 1. U19-WM Einzelzeitfahren
2008: 3. EM Straße
2010: 3. EM Mannschaftsverfolgung, 2. DM Einerverfolgung
2011: 2. EM Mannschaftsverfolgung, 1. DM Omnium, 7. WM Mannschaftsverfolgung
2012: 8. Olympische Spiele Mannschaftsverfolgung
2013: 1. WM Mannschaftszeitfahren, 1. DM Einerverfolgung, 1. DM Einzelzeitfahren
2014: 1. WM Einzelzeitfahren Straße, 1. WM Mannschaftszeitfahren Straße, 2. WM Straße, 1. DM Straße, Einzelzeitfahren und Berg, Etappensieg Holland-Ladies Tour und Thüringen-Rundfahrt
2015: 3. WM Einzelzeitfahren, 1. WM Mannschaftszeitfahren
2016: 2. Gent-Wevelgem, 2. DM Straße, 3. DM Einzelzeitfahren, 8. Olympische Spiele Einzelzeitfahren, 2. WM Mannschaftszeitfahren
2017: Gesamtsieg Thüringen-Rundfahrt, 2. DM Straße, 2. DM Einzelzeitfahren
2018: 1. EM Einerverfolgung, 3. EM Mannschaftsverfolgung, 1. DM Einerverfolgung, 3. EM Straße, 1. DM Einzelzeitfahren, Gesamtsieg Thüringen-Rundfahrt, 5. WM Mannschaftsverfolgung, 4. WM Einerverfolgung
2019: 2. WM Einerverfolgung, 2. EM Einerverfolgung, 2. EM Mannschaftsverfolgung, 2. EM und WM Mixed Staffel Straße, 1. DM Straße, 3. DM Einzelzeitfahren
2020: 2. WM Einerverfolgung, 3. WM Mannschaftsverfolgung, 1. DM Straße
2021: 2. Flandern-Rundfahrt, 2. Gesamtwertung Healthy Ageing Tour

Road to Tokio: Fumic will seine Geschichte in Tokio zu Ende schreiben

Road to Tokio: Weinstein träumt von Olympia-Edelmetall

Road to Tokio: Hinze auf dem Weg zu Olympia


Zurück